234 - Das Effizienzparadoxon
Shownotes
Effizienz ist nicht gleich Effizienz. In dieser Folge nehmen wir uns das Effizienzparadoxon vor: Warum Ressourceneffizienz nicht zwangsläufig zu mehr Wertschöpfung führt – und wie ein radikaler Perspektivwechsel helfen kann, echte Produktivität zu entfalten.
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Viel Spaß beim Hören! Dein David & Martin
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Martin Aigner: Twitter: @aigner_martin LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/martin-aigner-865064193
David Symhoven: LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/david-symhoven-2a04021a5/ Buch: http://www.amazon.de/dp/398267431X
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Das ist Lean: Die Auflösung des Effizienzparadoxons Niklas Modig, Pär Åhlström https://www.amazon.de/Das-ist-Lean-auflösung-effizienzparadoxons-ebook/dp/B017BQ8V7O
Transkript anzeigen
00:00:01: David Symhoven Einen wunderschönen guten Tag zusammen.
00:00:03: David Symhoven Heute sind wir wieder zu dritt unterwegs.
00:00:05: David Symhoven Freut mich ganz besonders.
00:00:06: Philipp Rettenbacher Danke für die Einladung.
00:00:06: Martin Aigner Vielen Dank.
00:00:07: David Symhoven Und Philipp, herzlich willkommen bei uns im Podcast.
00:00:13: David Symhoven Leider konnte ich online nicht allzu viel über dich herausfinden.
00:00:17: David Symhoven Das macht aber gar nichts, denn Martin hat dich ja auf einer Konferenz aufgespürt.
00:00:20: David Symhoven Aber ich würde jetzt gerne einfach selber den Ball zuspielen.
00:00:23: David Symhoven Und erzähl auch den Hörer und Hörerinnen gerne mal ein paar Sätze über dich.
00:00:27: David Symhoven Wer bist du?
00:00:27: David Symhoven Was machst du?
00:00:29: Philipp Rettenbacher Ja, danke schön.
00:00:30: Philipp Rettenbacher Liebe Grüße an alle Hörer aus dem Süden von Wien.
00:00:33: Philipp Rettenbacher Man hört es, glaube ich, Österreicher.
00:00:36: Philipp Rettenbacher Martin und ich, wir haben uns kennengelernt auf der EGL Austria Konferenz in Graz.
00:00:41: Philipp Rettenbacher Das war Ende Jänner.
00:00:42: Philipp Rettenbacher Korrigiere mich, Martin, wenn ich falsch sage.
00:00:44: Martin Aigner Ja, sowas war das ja.
00:00:45: Philipp Rettenbacher Ich habe heute die IT-Transformationsgeschichte von Wien Energie zu erzählen, vorzustellen.
00:00:54: Philipp Rettenbacher um ein bisschen darüber zu sprechen.
00:00:56: Philipp Rettenbacher Mein Name ist Philipp Rettenbacher, bin jetzt Mitte 40, bin seit circa dreieinhalb Jahren bei Wien Energie.
00:01:01: Philipp Rettenbacher Wien Energie ist Teil des Wiener Stadtwerkekonzerns und dort der größte Energieanbieter von Österreich.
00:01:09: Philipp Rettenbacher Wir haben circa zwei Millionen Kundinnen und Kunden.
00:01:12: Philipp Rettenbacher Wir versorgen den Großraum Wien mit Strom, Gas, Fernwärme, Fernkälte.
00:01:17: Philipp Rettenbacher Und ja, da gab es einige spannende Dinge zu tun, für die ich in den Konzern geholt worden bin.
00:01:23: Philipp Rettenbacher Ich komme ursprünglich aus dem Telco-Bereich, war über 15 Jahre lang beim größten Telco-Anbieter in Österreich.
00:01:30: Philipp Rettenbacher Ich komme ursprünglich aus der IT, habe mich dann aber in den Bereich Projektmanagement, agile Methoden und Organisationsentwicklung entwickelt.
00:01:41: Philipp Rettenbacher Und das ist auch das, was ich jetzt bei Wien in der IT mache.
00:01:44: Philipp Rettenbacher Noch ein paar Punkte privat zu mir.
00:01:46: Philipp Rettenbacher Ich habe zwei Kinder.
00:01:47: Philipp Rettenbacher Ich verbringe sehr viel Zeit am Fußballplatz, spiele selber, bin Jugendtrainer von der Fußballmannschaft von meinem Sohn.
00:01:54: Philipp Rettenbacher Das ist eine U13-Mannschaft, da laufen lauter 12- und 13-Jährige herum, haben viel, viel Spaß.
00:01:59: Philipp Rettenbacher Und da verbringen wir viel Zeit gemeinsam am Fußballplatz.
00:02:02: Philipp Rettenbacher Und für mich ist es auch super spannend, immer wieder diese Parallelen zwischen dem Sport und dem Business ein bisschen rauszuarbeiten.
00:02:09: Philipp Rettenbacher Jeder, der meine LinkedIn-Posts liest, der kennt das gut.
00:02:13: Philipp Rettenbacher dass ich da versuche, immer wieder Parallelen zu finden.
00:02:15: Philipp Rettenbacher Weil wir manche Dinge im Sport ganz anders und ganz richtig machen, die wir eigentlich im Business-Bahn auch nachmachen.
00:02:21: Philipp Rettenbacher Das ist so mein persönliches Steckenpferd.
00:02:23: Philipp Rettenbacher Da kommen auch die Pokalen im Hintergrund her.
00:02:25: Philipp Rettenbacher Da sind die meisten davon im Fußball gewonnen.
00:02:27: Philipp Rettenbacher Da hinten ist so ein bisschen meine Fußball-Bibliothek, wo ich mich auch weiterbilde in dem Bereich.
00:02:33: Philipp Rettenbacher Ganz ein spannendes Thema, das auch immer wieder dann auch ins Business mitzunehmen, diese Erfahrungen.
00:02:39: David Symhoven Sehr schön, ja.
00:02:40: David Symhoven Die Analogien zwischen Fußball und Organisationsentwicklung sind ja quasi unendlich, aber schön.
00:02:49: David Symhoven Ja, genau.
00:02:49: David Symhoven Martin, ich habe gehört, also du hast ja in höchsten Tönen von Philipp gesprochen, also so macht man es und deswegen haben wir dich jetzt auch eingeladen.
00:02:57: David Symhoven Wir finden das cool und haben uns dieses Jahr vorgenommen, einfach ein paar Gäste einzuladen, die offensichtlich zumindest in der Außenwirkung auf der Schauseite gezeigt haben, dass sie coole Transformationen gestalten können.
00:03:08: David Symhoven Und deswegen freuen wir uns sehr, dass du heute hier bist.
00:03:12: David Symhoven Und unsere lockere Eingangsfrage ist meistens, Philipp, womit beschäftigst du dich aktuell?
00:03:16: David Symhoven Was treibt dich um?
00:03:18: Philipp Rettenbacher Also aktuell beschäftigt mich gerade das Thema Datenstrategie und Datengovernance, wo wir als Wien Energie noch einen großen Schritt gehen müssen, bevor wir bereit sind, auch auf so Themen wie interne Large Language Models und KI datenbasierte Entscheidungen im Unternehmen zu setzen.
00:03:35: Philipp Rettenbacher Da bin ich gerade als Projektleiter unterwegs.
00:03:38: Philipp Rettenbacher Und ja, generell glaube ich, haben wir große Schritte bei der IT-Transformation gemacht, aber das ist natürlich auch nie fertig, sowas.
00:03:46: Philipp Rettenbacher Insofern gibt es da auch einige Tasks, die mich da beschäftigen.
00:03:52: Martin Aigner Ich war sichtlich beeindruckt, wie der David schon schildert.
00:03:56: Martin Aigner Da waren lauter so Nuggets drin in dem Vortrag in Graz, wo ich sage, ja, ja, genau so macht man das.
00:04:05: Martin Aigner Was sich mir verborgen gestaltet noch, war, wie seid ihr denn da gestartet?
00:04:11: Martin Aigner Also wie kann man sich das vorstellen, dass man da so ein
00:04:16: Martin Aigner Wo geht es denn los?
00:04:17: Martin Aigner Kommt da einer, ja, wir brauchen jetzt hier radikale Transformation.
00:04:20: Martin Aigner Welchen Auftrag, welche Missionen kriegst du denn da am Anfang, wenn du so startest?
00:04:23: Martin Aigner Weil ich denke mal, das war am Anfang nicht ganz so groß, das Pflänzlein, was da so gewachsen ist.
00:04:29: Philipp Rettenbacher Genau, also am Anfang war eigentlich ein Wunsch da.
00:04:32: Philipp Rettenbacher Die damalige IT-Chefin Astrid Schober hat mich ins Unternehmen geholt und auch eine eigene Rolle für mich geschaffen.
00:04:39: Philipp Rettenbacher Die Rolle gab es vorher nicht, IT-Transformationsmanager.
00:04:43: Philipp Rettenbacher Und insofern war es auch am Anfang ein bisschen schwer,
00:04:45: Philipp Rettenbacher in dieser Rolle an den Rest des Unternehmens anzudocken, weil die Leute haben gewusst, was tun sie, vielleicht als Softwareentwickler oder vielleicht als Business Analyst, aber IT-Transformationsmanagement, das war einfach neu.
00:04:56: Philipp Rettenbacher Und gibt es auch heute noch immer wieder das Thema, wie spielt das zusammen mit Change- und Kommunikationsrollen, mit einer Personalentwicklungsrolle und so weiter.
00:05:05: Philipp Rettenbacher Aber ich habe, bevor ich gestartet habe, bei Wiener AG einige Gespräche geführt mit der Astrid Schober und sie hat damals gesagt,
00:05:15: Philipp Rettenbacher Der Druck im Stadtwerkekonzern auf eine schlagkräftige IT-Entwicklung und auf ein schlagkräftiges Kostenmanagement ist im Steigen.
00:05:26: Philipp Rettenbacher Er ist aber noch nicht da.
00:05:29: Philipp Rettenbacher Ich selber bin aus der Telco-Welt gekommen.
00:05:31: Philipp Rettenbacher Dort haben wir 2010 zwei sehr große Player am österreichischen Markt zusammengeführt aus dem Mobilfunk, aus dem Festnetz.
00:05:39: Philipp Rettenbacher Meine Historie war zehn Jahre lang Cost Cutting, Effizienzen suchen, die Organisation so aufstellen, dass wir wirklich transparent zeigen können, woran arbeiten wir, wo fließt das Geld hin, mit wem partnern wir auch und wie und wie effizient ist das, was wir hier auf die Beine stellen.
00:05:59: Philipp Rettenbacher Dieser Drive war noch nicht da in Wien Energie, aber die Astrid hat das damals schon sehr gut antizipiert, dass das kommen wird.
00:06:06: Philipp Rettenbacher Und sie hat gesagt, nehmen wir uns doch jetzt die Zeit, wenn wir noch ein bisschen Luft haben, wenn noch nicht jeder jeden Tag jeder fragt, wo geht denn jeder Euro hin, dass wir uns darauf vorbereiten.
00:06:16: Philipp Rettenbacher Und eben Punkte wie, wir müssen die Transparenz erhöhen, wir müssen genauer wissen, woran wir arbeiten, wir müssen genauer wissen, mit wem wir partnern.
00:06:22: Martin Aigner Mhm.
00:06:22: Martin Aigner Mhm.
00:06:23: Martin Aigner Mhm.
00:06:25: Philipp Rettenbacher Das waren Wünsche und das waren Ideen.
00:06:28: Philipp Rettenbacher Und dann haben wir begonnen, gemeinsam an dem Konzept zu arbeiten, wie kann denn das funktionieren.
00:06:33: Philipp Rettenbacher Und da waren verschiedene Bausteine drinnen, wie Portfolio Management, wie Partner Management, aber auch wie Skillaufbau.
00:06:41: Philipp Rettenbacher Und ja, im Endeffekt haben wir uns dieses Konzept einmal grob überlegt, absignen lassen auch von der Geschäftsführung und dann ist die Transformation wirklich losgegangen.
00:06:52: Martin Aigner Cool.
00:06:53: Martin Aigner Dein Mikro darfst du ein bisschen korrigieren, das scheuert gerade ein bisschen.
00:06:57: Martin Aigner Vielleicht ein bisschen nach oben, genau.
00:07:02: Martin Aigner Top.
00:07:03: Philipp Rettenbacher das wird die rausschneiden
00:07:26: Martin Aigner Ja, ja, das können wir rausnehmen.
00:07:28: Martin Aigner So, ja, ja, ist besser, genau.
00:07:29: Martin Aigner Ja, das ist spannend.
00:07:31: Martin Aigner Ich finde das interessant, weil wir sind immer nach der Suche nach, wir nennen das externe Referenz,
00:07:37: Martin Aigner Also man könnte auch sagen, was ist der Business Case oder wem nützt es?
00:07:41: Martin Aigner Und viele so Transformationsprogramme haben dann oft einen internen Nutzen nur.
00:07:48: Martin Aigner Also so dass quasi intern jemand sich das wünscht oder die Umstrukturierung da oder jetzt die Postenschacherei hier.
00:07:56: Martin Aigner Und
00:07:57: Martin Aigner Eine wirkliche wirksame Transformation aus meiner Sicht ist immer dann gegeben, wenn es eine externe Referenz, also Richtung Markt ist.
00:08:04: Martin Aigner Und die habe ich jetzt daraus gehört.
00:08:06: Martin Aigner Also das kann ein Kostendruck sein, das kann aber auch ein Regulierungsdruck sein.
00:08:11: Martin Aigner Also ich habe das auch schon erlebt, wenn jetzt quasi, keine Ahnung, diese Gaspreisbremse bei uns in Deutschland kommt, dann müssen die irgendwie ihre Abbrechungssysteme umstellen.
00:08:22: Martin Aigner oder irgendwas anders tun damit jedenfalls und dann gibt es Druck und dann ist die Zeit für Transformation, Agilität, wie auch immer.
00:08:31: Martin Aigner Und nur dann, glaube ich, kann das wirksame Unternehmen sein.
00:08:33: Martin Aigner Also ich finde es sehr spannend, wie das entstanden ist.
00:08:36: Martin Aigner Ja, finde ich cool.
00:08:37: Philipp Rettenbacher Ich glaube, einen Druck kann man noch dazulegen.
00:08:40: Philipp Rettenbacher Das ist natürlich der Kundinnen- und Kundendruck,
00:08:43: Philipp Rettenbacher Und der war bei uns auch ganz klar zu spüren.
00:08:46: Philipp Rettenbacher Ich habe auch auf der Konferenz ein Foto mitgehabt, das ich selber geschossen habe, aus dem Dezember in dem Jahr, in dem die Strom- und Gaspreise so stark gestiegen sind, wo wir wirklich Schlangen vor dem Servicecenter hatten.
00:08:49: Martin Aigner Ja, war gut.
00:08:59: Philipp Rettenbacher Die Leute mussten in der Kälte draußen anstehen und wir hatten wirklich einen Sicherheitsdienst vor der Tür, der die Leute nur mehr blockweise dort reingelassen hat im Servicecenter.
00:09:08: Philipp Rettenbacher Und es ist natürlich überhaupt nicht mehr State of the Art.
00:09:11: Philipp Rettenbacher Viele von den Tätigkeiten, die dort im Service Center gemacht wurden damals, können natürlich genauso über eine App oder über ein Online-Portal abgeführt werden.
00:09:20: Philipp Rettenbacher Und das war auch das ganz klare Ziel, unseren Kundinnen und Kunden da einen anderen Service bieten zu können, sie nicht mehr draußen in der Kälte stehen zu lassen, sondern die Zeit auch zu nutzen, um da zu
00:09:32: Philipp Rettenbacher etwas zu bauen und etwas zur Verfügung zu stellen, wo die Kunden dann sagen, ja, das passt, das ist was Besseres, als wir es vorher hatten.
00:09:40: Philipp Rettenbacher Digitalisierungsgrad heben.
00:09:40: David Symhoven Was mir da besonders gut
00:09:40: Martin Aigner Ja, das Einzige, was man da lernen kann als Firma, ist Warteschlang-Theorie.
00:09:46: Martin Aigner Kann man sich anschauen, also in life.
00:09:49: Martin Aigner Also falls der eine oder andere Projektmanager nicht weiß, was das heißt, hätte sich das da anschauen können.
00:09:55: Martin Aigner Aber das Bild ist phänomenal, also vorher, nachher.
00:10:01: Martin Aigner Da ist wirklich ein messbarer Erfolg, den man sehen kann auch.
00:10:04: Martin Aigner Ja, finde ich.
00:10:04: David Symhoven Ja, vor allem, man braucht eine Story und die habt ihr dann dadurch gehabt.
00:10:07: David Symhoven Also es ist eine schöne Storyline, die man dadurch aufbaut.
00:10:10: David Symhoven Plus sie weckt natürlich auch noch Emotionen, weil jeder nachvollziehen kann, wie sehr man sich ärgert, wenn man da in dieser Schlange draußen steht.
00:10:15: David Symhoven Also das ist schon gut.
00:10:19: Martin Aigner Ja.
00:10:19: David Symhoven Also man kann ja so ein paar Rezeptzutaten sich aussuchen, die für so eine Transformation da sein sollten, damit sie gelingen.
00:10:26: David Symhoven Zwei habe ich jetzt schon rausgehört, eigentlich fast drei.
00:10:29: David Symhoven Bei einer muss ich nochmal nachfragen, also ihr habt eine externe Referenz.
00:10:32: David Symhoven Du hattest, das klingt so, du hast eine Sponsorin gehabt, oder?
00:10:35: David Symhoven Also da war jemand, der sozusagen dir diesen klaren Auftrag gegeben hat und da würde ich jetzt auch nochmal nachfragen, hattet ihr dann Deal?
00:10:40: Philipp Rettenbacher Genau.
00:10:43: David Symhoven Also hattest du einen klaren Auftrag?
00:10:44: David Symhoven Hast du dann Budget bekommen?
00:10:46: David Symhoven Konntest du den Team freiwillig zusammenstellen?
00:10:50: David Symhoven Wie lief das in der Auftragsklärung dann im ersten Schritt?
00:10:53: Philipp Rettenbacher Genau, also der erste Auftrag war mal, alles auf den Tisch zu bringen, dass wir im Unternehmen diese Welle der Transformation überhaupt loslösen können.
00:11:02: Philipp Rettenbacher Und da war natürlich auf der einen Seite diese Change Story, diesen Lead to Change mal wirklich rauszuarbeiten, war ein ganz wichtiger Punkt, um die Leute da auch emotional mitzunehmen.
00:11:10: David Symhoven Mhm.
00:11:13: Philipp Rettenbacher Aber es war genauso ein monetärer Business Case dahinter.
00:11:16: Philipp Rettenbacher Bei uns, wir haben die Digitalisierung sehr stark getrieben über das Thema Verschiebung der Wertschöpfungskette.
00:11:22: Philipp Rettenbacher Wir waren zuvor sehr abhängig von unserem Konzerndienstleister.
00:11:26: Philipp Rettenbacher Wir haben eine große Schwesterfirma, die für uns die IT-Dienstleistung macht.
00:11:30: Philipp Rettenbacher Und das funktioniert auch sehr gut für die Commodity-Services.
00:11:33: Philipp Rettenbacher Aber dort ist einfach das klare Ziel auch, Services für die ganze Stadtwerkegruppe zur Verfügung zu stellen.
00:11:39: Philipp Rettenbacher Und wir sind aber als Stadtwerke ein Mischkonzern.
00:11:43: Philipp Rettenbacher Bei uns ist es von den Wiener Netzen, die wirklich im Boden die Gas- und Stromleitungen vergraben, über die Wiener Linien, die den Nahverkehr machen, über die Wiener Energie, bis hin zu Bestattung und Friedhöfe.
00:11:54: Philipp Rettenbacher Man kann sich vorstellen, dass da ein ganz anderer Marktdruck auch dahinter ist, weil nicht alle von diesen Unternehmen wirklich am freien Markt operieren.
00:12:02: Philipp Rettenbacher Das heißt, Commodity Services funktionieren sehr, sehr gut.
00:12:05: Philipp Rettenbacher Differenzierende Services, wenn man an so Themen denkt wie
00:12:09: Philipp Rettenbacher Energiegemeinschaften, Bürgersolarkraftwerke, aber eben auch die Online-Plattformen, Online-Tools für das Kundenself-Service.
00:12:17: Philipp Rettenbacher Dort war ein großer Differenzierungs-Need auch da.
00:12:22: Philipp Rettenbacher Und den haben wir auch wirklich mit einem monetären Business Case belegt.
00:12:26: Philipp Rettenbacher Wenn wir das extern einkaufen müssen versus wir können es intern machen mit Ressourcen, da steckt wirklich ein monetärer Case dahinter.
00:12:36: Philipp Rettenbacher Und den haben wir auf unsere Geschäftsführung vorgelegt und im ersten Schritt haben sie uns ein Insourcing von über 50 Ressourcen im Fachbereich und in der IT freigegeben.
00:12:46: Philipp Rettenbacher Und das war eigentlich dann der große Startschuss für das Transformationsprojekt, das dann wirklich strukturiert hat, dass das auch passieren kann.
00:12:55: Martin Aigner Großartig.
00:12:56: Martin Aigner Also, weil so kann man solche Veränderungsmaßnahmen einfach wunderbar argumentieren.
00:13:01: Martin Aigner Einfach Business Case halt.
00:13:02: Martin Aigner Und da muss niemand Organisationsentwicklung verstehen, da muss niemand Agilität verstanden haben.
00:13:09: Martin Aigner Den Business Case, den du da skizzierst, den versteht er.
00:13:12: Martin Aigner Also mindestens das, sage ich mal.
00:13:14: Martin Aigner Und dann können wir loslegen.
00:13:15: Martin Aigner Also das finde ich meers genial.
00:13:18: Martin Aigner Und ich kann auch nur raten, alle kleinen Sachen, die man macht, mit dem Business Case zu hinterlegen.
00:13:24: Martin Aigner Weil dann hat man jegliche Argumentation.
00:13:27: Martin Aigner Also keine Probleme mehr, irgendwas zu argumentieren.
00:13:31: Martin Aigner Ja, finde ich echt sauber.
00:13:31: David Symhoven Dann haben wir jetzt also
00:13:33: Martin Aigner Gefällt mir.
00:13:34: Philipp Rettenbacher Wir haben auch versucht, den Business Case auf sehr klare Beine zu stellen und nicht mögliche Benefits, zum Beispiel durch die Umstellung auf fragiles Arbeiten, dort reinzurechnen.
00:13:46: Philipp Rettenbacher So was ist immer Glaskugel lesen.
00:13:48: Philipp Rettenbacher So was kann funktionieren in den Konzernstrukturen aber auch nicht, sondern wir haben versucht, den Business Case auch wirklich auf objektiv belastbare Zahlen zu stellen.
00:13:49: Martin Aigner Ja.
00:13:49: Martin Aigner Ja.
00:13:57: Philipp Rettenbacher Gegenüberstellung, Stundensätze, wir kaufen etwas extern ein versus wir providen sie intern.
00:14:01: Philipp Rettenbacher Wir haben auch ein
00:14:02: Philipp Rettenbacher Ersteigerung der Kosten über die nächsten Jahre gerechnet und so weiter.
00:14:05: Philipp Rettenbacher Und rein aus dem Savings Case war schon klar, was sollten wir tun.
00:14:10: Philipp Rettenbacher Und dadurch haben wir auch den Benefits Case, wie viel schneller werden wir dadurch, wie viel kundenorientierter können wir werden, wie viel effizienter, schlagkräftiger werden wir durch aktive Vorgehensweisen, das haben wir gar nicht mehr drauflegen müssen.
00:14:22: Philipp Rettenbacher Wir haben in der Story immer nur erzählt,
00:14:24: Philipp Rettenbacher Allein durch die Savings rechnet sich schon und die Benefits kommen auch noch oben am Top dazu.
00:14:28: Philipp Rettenbacher Und das war natürlich eine ganz tolle Karotte, die man da der Geschäftsführung auch hingehängt hat und gesagt hat, Leute, da geht eigentlich gar kein Weg dran vorbei.
00:14:35: David Symhoven Super.
00:14:39: Martin Aigner Ihr habt da, ohne dass ihr es wahrscheinlich geplant habt, habt ihr da ein cooles Produktdesign gemacht für diese Transformation, weil ihr habt nämlich so gewisse Basisanforderungen, Leistungsanforderungen definiert.
00:14:47: Martin Aigner Also auf den Karton schreibt ihr das drauf, das ist die Leistungsanforderung im Sinne eines Kano-Modells.
00:14:53: Martin Aigner Und die Begeisterungsanforderung, also die Überraschung, so, oh, das kriege ich auch noch, dass es schneller ging, ja.
00:14:59: Martin Aigner Also man könnte da eine gewisse Generalität quasi sehen, beziehungsweise oft ergibt sich das natürlich aus der Sache heraus, aber wie du sagst, das macht Freude dann.
00:15:12: Martin Aigner Genau, genau.
00:15:13: Philipp Rettenbacher Genau, wenn man einen Packerl bekommt von Amazon und dann ist ein Sacklgummibärchen als Goodie auch noch drinnen, freut man sich doppelt.
00:15:20: David Symhoven Ja, schön.
00:15:22: David Symhoven Das heißt, wir haben einen Sponsor oder eine Sponsorin.
00:15:25: David Symhoven Wir haben eine klare externe Referenz, gekoppelt noch mit einer coolen Story, die irgendwie anschlussfähig ist und sogar noch Emotionen weckt.
00:15:32: David Symhoven Und dann natürlich das nächste wichtige Zutat ist ja dann das Change Core Team.
00:15:38: David Symhoven Und da wäre dann jetzt die Frage, ihr habt die Ressourcen freigestellt bekommen.
00:15:41: David Symhoven Wie hast du die zusammengebaut?
00:15:43: David Symhoven Also wie bist du dann da rangegangen, hast gesagt, das ist jetzt mein Change Team?
00:15:48: Martin Aigner Wie hast du die gefunden vor allen Dingen?
00:15:50: Martin Aigner Also wenn ich so ein Change, also ich muss immer suchen.
00:15:50: David Symhoven Freiwilligkeit.
00:15:52: Martin Aigner Ja, das dauert immer eine Weile.
00:15:56: Philipp Rettenbacher Ja, ich glaube, da gibt es auch kein Patentrezept dafür.
00:16:00: Philipp Rettenbacher Es war bei uns eine sehr gute Mischung aus internen, die teils neu waren, teils aber auch schon im Bestandsteam waren, die einfach wollten.
00:16:11: Philipp Rettenbacher Coalition of the Willing, intern.
00:16:13: Philipp Rettenbacher mal aufgebaut, zwei, drei Personen, die hier auch Opinion Leaders dann in der Organisation waren und es geschafft haben, andere mitzureißen und das Ganze aber dann auch ergänzt durch eine Beraterleistung, wobei wir vom Berater jetzt nicht unbedingt das Methodenset eingekauft haben,
00:16:21: Martin Aigner Ja.
00:16:31: Philipp Rettenbacher wo wollen wir hin, sondern wirklich diese handwerkliche Unterstützung, das Ganze dann auch wegzuarbeiten.
00:16:35: Philipp Rettenbacher Weil man darf nie vergessen, bei allen Storys, die man erzählt und bei aller Emotion, die man weckt, im Endeffekt ist es harte Knochenarbeit, die Prozesse für das Portfolio-Management umzudrehen, die Prozesse für das Finanzmanagement aufzustellen, umzudrehen, zu zeichnen, freigeben zu lassen und so weiter.
00:16:52: Philipp Rettenbacher Und da haben wir uns einfach sehr viel Unterstützung auch von außen geholt.
00:16:57: Philipp Rettenbacher damit wir das wirklich wegarbeiten konnten.
00:16:59: Philipp Rettenbacher Das heißt, der harte Kern waren so, sage ich mal, vier, fünf interne Personen, mit denen wir da sehr intensiv gearbeitet haben, bloß noch einmal vier, vier externe, drei, vier externe Personen, die uns da begleitet haben.
00:16:59: Martin Aigner Mhm.
00:17:10: Philipp Rettenbacher Und mit diesem Team haben wir versucht, einen Sog zu erzeugen.
00:17:14: Philipp Rettenbacher die anderen Leute einzubinden, mitzunehmen, auch immer wieder transparent zu sein, woran arbeiten wir denn gerade und immer wieder auch diesen Sack aufzumachen und zu sagen, ihr könnt hier was beitragen, liebes Team.
00:17:25: Philipp Rettenbacher Das ist nicht eine Transformation, die im Stimmenkämmerchen passiert und wir sagen euch zum Schluss das Ergebnis.
00:17:31: Philipp Rettenbacher Ja, das war schon am Anfang natürlich so, wie wir den Business Case gerechnet haben.
00:17:35: Philipp Rettenbacher Das waren natürlich auch heikle Zahlen, weil da ging es natürlich darum, dass wir hier Kosten verschieben und so weiter.
00:17:41: Philipp Rettenbacher Aber später dann haben wir den Sack wirklich aufgemacht, wir haben die Leute befragt, was sind eure Pain Points, wo müssen wir reingreifen, welche Kommunikationsformate müssen wir auch zum Beispiel aufsetzen, damit ihr euch immer eingebunden und informiert fühlt.
00:17:54: Philipp Rettenbacher Wir hatten dann eine Zeit lang einen Pulse-Check laufen jede Woche, wo wir die Leute informiert haben und dann auch gefragt haben, wie geht es euch mit der Information.
00:18:02: Philipp Rettenbacher Fühlt ihr euch gut eingebunden und so weiter.
00:18:04: Philipp Rettenbacher Und da haben wir auch dann versucht, Maßnahmen, die wir gesetzt haben, mit diesem Pulse-Check zu matchen, dass wir dann wirklich sehen, wie hat etwas funktioniert.
00:18:14: Philipp Rettenbacher Müssen wir dann auch entsprechend nachlegen und so weiter.
00:18:17: Martin Aigner Ja, das ist definitiv eine schwierige Aufgabe, diese Kommunikation dann aufrecht zu erhalten, die man ja fast unmöglicherweise richtig machen kann.
00:18:26: Martin Aigner Also es ist immer Missverständnis dabei.
00:18:30: Martin Aigner Ja, das ist so ein Team.
00:18:32: Martin Aigner Wie groß war das?
00:18:33: Martin Aigner Ich hatte da irgendwie auf der Folie fünf, sechs Leute in Erinnerung, wie groß das Team war.
00:18:37: Philipp Rettenbacher Genau, also hat natürlich je Projektphase ein bisschen, war es natürlich ein bisschen unterschiedlich.
00:18:38: Martin Aigner Ja.
00:18:42: Philipp Rettenbacher Wir hatten vier, fünf interne Leute und circa drei, vier externe Leute, die uns da wirklich als Kernteam unterstützt haben.
00:18:49: Martin Aigner Mhm.
00:18:49: Martin Aigner Okay.
00:18:49: Martin Aigner Jetzt... Mhm.
00:18:51: Philipp Rettenbacher Für die haben wir auch ein Taskboard aufgebaut, wo wir in zwei Wochen Sprints vorgegangen sind bei der Umsetzung des Projektes.
00:18:57: Philipp Rettenbacher Das heißt, es gab Spritplannings, wir haben dann punktuell Leute dazu geholt, die wir gebraucht haben, zum Beispiel aus dem
00:19:03: Philipp Rettenbacher Finanzmanagement oder aus dem Portfolio-Management-Bereich, damit wir die gut einbinden und damit auch immer klar ist, woran wir arbeiten.
00:19:12: Philipp Rettenbacher Den Backlog haben wir vom ersten Sprint dann komplett transparent im MS Teams offen einsehbar abgelegt.
00:19:21: Philipp Rettenbacher Das heißt, die Leute konnten immer nachschauen, woran arbeiten die gerade.
00:19:24: Philipp Rettenbacher Da gab es auch keine Geheimnisse.
00:19:26: Philipp Rettenbacher Wie viele das getan haben, weiß ich nicht, aber es wäre zumindest die Möglichkeit da gewesen.
00:19:30: Philipp Rettenbacher Wir haben nichts versteckt.
00:19:31: Martin Aigner Mhm.
00:19:33: Martin Aigner Jetzt sag mal, es matcht bei mir so ein bisschen, so im Kopf triggert es immer so an, so, ah, das ist die Methode Inselbritzel, ja, das ist jetzt das, was du da baust.
00:19:43: Martin Aigner Oder ja, das riecht jetzt ganz stark nach, und ich sage es jetzt nicht, um dir den Raum zu lassen.
00:19:47: David Symhoven Vielen Dank.
00:19:47: Martin Aigner Hast du dich denn da von, sage ich mal, der eine oder andere Methode inspiriert?
00:19:51: Martin Aigner Also das Wort Methode XY kommt nicht vor in dem, was du sprichst.
00:19:58: Martin Aigner Ist das vermutlich bewusst gewählt oder hat sich das organisch so ergeben?
00:20:00: Philipp Rettenbacher Es steckt natürlich sehr, sehr viel Erfahrung drinnen.
00:20:06: Philipp Rettenbacher Was ich, wie gesagt, in den letzten zehn Jahren gemacht habe, ist im gemerchten Telekom-Konzern sehr, sehr viele von diesen Change-Dingen auszuprobieren und auch zu schauen, was funktioniert, was geht und da meine Erfahrungen zu sammeln.
00:20:20: Philipp Rettenbacher Und ich sehe es sehr ähnlich wie im Fußball, wenn wir vorher die Fußballbücher da hinten angesprochen haben,
00:20:26: Philipp Rettenbacher Wenn ein Stürmer aufs Tor läuft und schießt, dann kann man auch nicht sagen, er hat es von der Übung XY, deswegen trifft er das Tor so gut.
00:20:33: Philipp Rettenbacher Aber ja, im Endeffekt hat man diese Dinge geübt und kennt auch Methoden, die dann dort funktionieren und andere Methoden, die dann vielleicht in diesem Umfeld nicht so gut funktionieren.
00:20:43: Philipp Rettenbacher Insofern, nein, ich habe nicht den Kotter auf den Tisch gelegt und habe gesagt, diese sieben Pinguin-Schritte müssen wir durchgehen und dann klappt alles.
00:20:53: Philipp Rettenbacher Aber ja, wir haben sowohl Hype-Cycles im Hintergrund gehabt, wir haben das House of Change, das wir einfach beachtet haben, wo wir versucht haben, auch ein bisschen zu kategorisieren, wie weit sind denn die Teams schon eingebunden im Change-Prozess, wo stehen sie denn gerade und so weiter.
00:21:08: David Symhoven Vielen Dank.
00:21:11: Philipp Rettenbacher Da gibt es ganz viele Dinge, die dahinter stecken, aber wir sind nicht bewusst nach einer Methode vorgegangen.
00:21:16: Philipp Rettenbacher Und deswegen habe ich auch vorher gesagt, wir haben vom Berater jetzt nicht eine Methode gekauft, wo wir gesagt haben, Berater X bringt Methode Y und nach der machen wir das jetzt generalstabsmäßig, sondern wir haben Expertise gebracht und haben dann verschiedene Elemente zusammengelegt.
00:21:22: Martin Aigner Ja.
00:21:22: Martin Aigner Ja.
00:21:34: Philipp Rettenbacher Und wir haben auch diese Puzzle-Steine immer wieder reflektiert und geschaut, was funktioniert denn.
00:21:40: Philipp Rettenbacher Ich habe einige Monate lang ein Lean Coffee Format zum Beispiel aufgesetzt, in dem ich die Leute auch eingebunden habe, gesagt haben, das probieren wir jetzt.
00:21:48: Philipp Rettenbacher Themen kommen von euch, ich moderiere das.
00:21:50: Philipp Rettenbacher Wir haben das Format auch genommen, um
00:21:53: Philipp Rettenbacher haben andere Leute moderieren lassen, damit wir quasi auf der Metaebene auch das Format schulen.
00:21:57: Philipp Rettenbacher Aber wir haben dann nach drei Monaten gesehen, es kommen erstens immer die gleichen Leute, von den Themen her kommt auch nicht mehr viel, dann lassen wir es halt einfach wieder.
00:22:04: Philipp Rettenbacher Und dann haben wir aber auch ganz bewusst in einer Kommunikation gesagt, Link-Coffee-Format stellen wir wieder ein.
00:22:05: David Symhoven Ja.
00:22:10: Philipp Rettenbacher Passt im Moment halt gerade nicht.
00:22:13: Philipp Rettenbacher Wir haben was gelernt dabei.
00:22:14: Philipp Rettenbacher Wenn es wieder passt, ziehen wir es wieder aus der Schublade raus.
00:22:17: Philipp Rettenbacher Aber in der Zwischenzeit setzen wir einfach auf andere Formate.
00:22:21: Martin Aigner Ja, das ist ein guter Punkt, was du bringst.
00:22:24: Martin Aigner Ich vermeide es auch, auf die Methoden zu benennen, weil man macht sich die Methode kaputt und diskutiert dann die Methode.
00:22:29: Martin Aigner Und in dem Fall ist jetzt Clean Coffee deshalb nicht doof als Methode.
00:22:33: Martin Aigner Die ist sehr, sehr wirksam.
00:22:36: Martin Aigner Es passt halt als Werkzeug gerade nicht.
00:22:37: Martin Aigner Wenn ich gerade eine Schraube habe, dann passt halt der Hammer nicht drauf.
00:22:42: Martin Aigner Also das ist halt der Punkt.
00:22:44: Martin Aigner Finde ich schlau.
00:22:46: Martin Aigner Gefällt mir gut.
00:22:48: Martin Aigner Und jetzt
00:22:50: David Symhoven Ich habe noch ganz kurz eine ergänzende Frage und zwar noch für mein Verständnis, von wie vielen Leuten reden wir denn eigentlich insgesamt?
00:22:50: Martin Aigner Habe ich noch eine Frage?
00:22:50: Martin Aigner Ja.
00:22:56: David Symhoven Also reden wir da von 20 Teams, von 40 Teams, von drei Teams?
00:23:00: David Symhoven Also mit welcher Größenordnung und welche Personenzahl muss man da von ausgehen jetzt gerade?
00:23:04: Philipp Rettenbacher Also österreichisch, weit kleiner, als du dir das vorstellen kannst, wenn du viel in Deutschland und in den Unternehmen unterwegs bist.
00:23:11: Philipp Rettenbacher Also wir reden davon, Wien Energie selbst hat circa 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wie ich gestartet habe, waren wir eine reine Retained-IT-Demand-Organisation mit circa 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
00:23:25: Philipp Rettenbacher Und man kann sich vorstellen, dass...
00:23:28: Philipp Rettenbacher IT-Budget ungefähr 50 Millionen Euro pro Jahr im Portfolio.
00:23:32: Philipp Rettenbacher Man kann sich vorstellen, dass man mit den 25 Leuten dann noch sehr, sehr rudimentär in die Themen hinein kann, beziehungsweise einige Themen sehr speziell besetzen muss, aber dann ist schon wieder Schicht im Schacht.
00:23:42: Philipp Rettenbacher Man kann nicht einfach alles überblicken.
00:23:45: Philipp Rettenbacher Und wir haben gesagt, wenn wir wirklich hier
00:23:48: Philipp Rettenbacher genauer rein wollen in die Themen und auch selbst aktiv werden wollen in den Themen, müssen wir das IT-Team aufstocken und wir sind jetzt mittlerweile über 80 Personen in der IT-Abteilung, das heißt, wir haben uns verdreifacht
00:24:04: Philipp Rettenbacher Und da kommen natürlich auch einige Probleme raus, weil wir haben jetzt natürlich eine höhere Fluktuation, die hat es vorher nicht gegeben.
00:24:11: Philipp Rettenbacher Wir haben Sitzplatz-Thematik, weil wir in so kurzer Zeit so schnell gewachsen sind.
00:24:15: Philipp Rettenbacher Wir sind ein bisschen wie das Start-up im Konzern quasi.
00:24:21: Philipp Rettenbacher Aber dadurch können wir natürlich viel mehr Themenfelder besetzen.
00:24:23: Philipp Rettenbacher Also ein Themenfeld, das wir vorher schon kurz angesprochen haben, ist das Thema Daten, Datenstrategie, Daten Governance.
00:24:29: Philipp Rettenbacher Das konnten wir vorher gar nicht besetzen inhaltlich.
00:24:32: Philipp Rettenbacher Und jetzt haben wir ein eigenes Data- und Analytics-Team, das sich wirklich um Bereitstellung der Daten und Bereitstellung der Plattform kümmert.
00:24:41: Philipp Rettenbacher Und das macht uns natürlich ganz anders handlungsfähig und schlagkräftig, als wir vorher waren.
00:24:47: David Symhoven Ja.
00:24:51: Martin Aigner Kommen wir mal in die spannenden Geschichten rein, und zwar zum Thema Führung.
00:24:55: Martin Aigner Dieses Change-Team, und ich glaube, das ist immer so eine Sache, das hören solche Leute wie du, vermute ich, immer nicht gerne, aber eigentlich führst du dieses Change-Team an.
00:25:03: Martin Aigner Du bist der Leader von diesem Team.
00:25:06: Martin Aigner Wenn es nur informell ist, kannst du das beschreiben?
00:25:08: Martin Aigner Wie führst du die?
00:25:09: Martin Aigner Was ist da dein Führungsstil?
00:25:11: Martin Aigner Wie kann man sich das vorstellen?
00:25:13: Philipp Rettenbacher Genau, also das echte Change-Team haben wir Anfang 2024 aufgelöst.
00:25:19: Philipp Rettenbacher Das ist in die Linie dann übergegangen.
00:25:21: Philipp Rettenbacher Wir haben Anfang 2024 in eine Tribe-Struktur umgestellt, wo wir verschiedene Tribes geschnitten haben, einen Governance-Tribe, einen internen, prozessorientierten Tribe und einen kundenen, prozessorientierten Tribe.
00:25:25: Martin Aigner Mhm.
00:25:33: Philipp Rettenbacher Und dort sind auch die Funktionen hingegangen, wie zum Beispiel Change und Kommunikation,
00:25:39: Philipp Rettenbacher Portfolio Management, Finanzmanagement und so weiter, wo vorher Vertreter drinnen waren.
00:25:44: Philipp Rettenbacher Jetzt führen wir diese Teams, diese Funktionen aus der Tribe-Struktur heraus mit Product Owners und so weiter.
00:25:51: Philipp Rettenbacher Sehr stark angelehnt an das Spotify-Modell, aber kein pure Spotify.
00:25:55: Philipp Rettenbacher Also wir haben es auf uns angepasst.
00:25:57: Philipp Rettenbacher Und wir führen da auch immer wieder Änderungen durch.
00:25:59: Philipp Rettenbacher Derzeit läuft konkret im größten Tribe, der auch wieder am stärksten gewachsen ist, wieder ein bisschen eine Strukturänderung, damit wir es einfach die Themen gut im Griff haben.
00:26:09: Philipp Rettenbacher Vorher habe ich das Transformationsprojekt geleitet bis zu dieser Reorganisation und ja, das war natürlich eine laterale Führungsaufgabe.
00:26:21: Philipp Rettenbacher Ich habe selber in meiner Vergangenheit, ich war über 15 Jahre Führungskraft im IT- und Projektmanagementumfeld, habe natürlich da sehr viel Erfahrung auch mitgebracht, wenn man hier mit den Leuten arbeitet.
00:26:33: Philipp Rettenbacher Ich bin vom Typ her jemand, der sehr stark auf das Thema Servant Leadership setzt.
00:26:40: Philipp Rettenbacher Wenn ich in so einer Projektleitung bin oder in dieser Transformationsteamleitung, dann ist
00:26:46: Philipp Rettenbacher will ich eigentlich eine gewisse Basis zur Verfügung stellen, in der sich andere dann auch entsprechend einbringen und entfalten können.
00:26:52: Philipp Rettenbacher Also ich bin kein autoritärer Leadership-Stilvertreter, sondern bin jemand, der am liebsten aus dem Weg geht und Leuten einen Entfaltungsraum gibt.
00:27:01: Philipp Rettenbacher Und dann zeigen eh die Leute auch und sagen, ja, dieses Thema, das ohne ich, das nehme ich.
00:27:06: Philipp Rettenbacher Und dann gibt es entsprechende Updates und so weiter im Team.
00:27:10: Philipp Rettenbacher Und da muss man manchmal einfach nur aus dem Weg gehen und dann fährt er zu.
00:27:14: Martin Aigner Ja, sehr schön.
00:27:15: Martin Aigner Danke dir.
00:27:17: David Symhoven Vielen Dank.
00:27:18: David Symhoven Jetzt um ein Thema kommen wir dann auch nicht drum rum.
00:27:21: David Symhoven Also mir zumindest geht es so, ich spreche nicht so gerne über das Thema, aber es wird ja gerade auch von Richtung Business und Geschäftsführung oft gefordert, das Thema Messen.
00:27:30: David Symhoven Die Transformation macht mir jetzt nicht zum Selbstzweck.
00:27:32: David Symhoven Zum Glück hattet ihr ja, so wie ich es verstanden habe, auch einen klaren Business Case am Anfang.
00:27:36: David Symhoven Aber wie habt ihr denn das ganze Thema Messungen eigentlich aufgezogen?
00:27:39: David Symhoven Habt ihr KPIs?
00:27:40: David Symhoven Wenn ja, welche?
00:27:41: David Symhoven Und wie konntest du überprüfen für dich, dass die Transformation in den richtigen Bahnen bleibt?
00:27:52: Philipp Rettenbacher Unterschiedliche Antworten.
00:27:53: Philipp Rettenbacher Also auf der einen Seite war es mir wichtig, das habe ich eh vorher kurz angesprochen, den Transformationsprozess und auch das Commitment der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter irgendwie darstellen und objektivieren zu können.
00:28:06: Philipp Rettenbacher Sonst sage ich mal, ich habe ein schlechtes Gefühl, weil sich so viel verändert und so weiter.
00:28:10: Philipp Rettenbacher Und das habe ich versucht, über so Themen wie diesen Pulse-Check und so weiter auch wirklich messbar zu machen.
00:28:14: Philipp Rettenbacher Immer regelmäßig die gleichen Fragen zu stellen.
00:28:16: Philipp Rettenbacher Geht es euch in der Transformation?
00:28:18: Philipp Rettenbacher Wie fühlt ihr euch?
00:28:19: Philipp Rettenbacher gehört, wie fühlt ihr euch eingebunden und so weiter.
00:28:23: Philipp Rettenbacher Das, glaube ich, war schon mal ein wichtiger Punkt, um hier viele Gefühle einfach zu objektivieren und auch klarzumachen, ja, vielleicht habe ich mal einen schlechten Tag und geht mir ja selber auch so in der Transformation, man geht nicht jeden Tag mit dem besten Gefühl heim, sondern manchmal funktioniert was nicht, ein Workshop geht schief, dann denkt man sich, was haben wir da wieder gemacht?
00:28:42: Philipp Rettenbacher Aber im Endeffekt kann man auch dann auf diese Zahlen wieder schauen und sagen, naja, eigentlich geht es der IT-Abteilung gesamt gesehen eh nicht so schlecht.
00:28:50: Philipp Rettenbacher Das heißt, es ist nicht alles zum Hinschmeißen, sondern es läuft weiter.
00:28:52: David Symhoven Aber wurde das dann auch genutzt?
00:28:54: David Symhoven Sorry, dass ich da jetzt unterbreche, weil die, also ich kenne es auch, dass da natürlich bei Zeiten eine gewisse Lethargie dann einsetzt, weil die Leute merken, wenn ich da jetzt irgendwas Negatives reinschreibe, dann kommt der Rettenbacher wieder und drückt mir irgendwie einen komischen Feedback-Kommunikations-Workshop auf, auf den ich keinen Bock habe.
00:29:10: David Symhoven Und dann wird das ganz schnell zu so einer Theaterveranstaltung.
00:29:14: David Symhoven Deswegen die kritische Rückfrage, ob das denn wirklich ernsthaft genutzt wurde und ob da verlässliche Informationen bei rauskamen.
00:29:22: Philipp Rettenbacher Superspannende Frage.
00:29:24: Philipp Rettenbacher Auch da wieder mehrere Antworten, weil es gibt nicht diese eine Wahrheit.
00:29:30: Philipp Rettenbacher dieser Pulse-Check war anonym und da hatte ich schon das Gefühl, dass hier sehr ehrliche Rückmeldungen auch zurückkommen.
00:29:38: Philipp Rettenbacher Über das Tool gab es auch Freitext, Möglichkeit etwas abzugeben und so weiter.
00:29:42: Philipp Rettenbacher Wir haben es aber dann auch wieder eingestellt im Pulse-Check nach einiger Zeit, weil wir dann gesagt haben, okay, jetzt haben wir es gemessen, jetzt haben wir Maßnahmen dahinter, die wir auch referenzieren können und dann passt es auch wieder.
00:29:51: Philipp Rettenbacher Also ich bin jetzt niemand, der jahrelang Leute nach dem Gleichen fragt, sondern es muss halt auch sehr zielgerichtet sein.
00:29:57: Philipp Rettenbacher Die externe Beratungsfirma, die gekommen ist, hat gesagt, anonym, das muss unbedingt anonym.
00:30:01: Philipp Rettenbacher Wir müssen unbedingt eine anonyme Feedbackbox in der Küche aufstellen, wo jemand etwas hineinwerfen kann, dass er sich nicht traut, in der großen Runde anzusprechen.
00:30:11: Philipp Rettenbacher Wir haben diese Feedbackbox immer noch stehen und seit zweieinhalb Jahren ist dort kein einziges Kärtchen hineingekommen.
00:30:18: Philipp Rettenbacher weil es doch so war, dass die wirklich brennenden Themen sind eigentlich sehr, sehr offen in gewissen Meetings dann auch persönlich angesprochen worden.
00:30:18: Martin Aigner Ach, was für ein Wunder.
00:30:31: Philipp Rettenbacher Und Gott sei Dank haben wir eine wunderbare Kollegin, die in dem Change-Team drinnen war oder in dem Transformationsteam drinnen war, mit dem konkreten Auftrag,
00:30:43: Philipp Rettenbacher den Change-Prozess zu begleiten und ein offenes Ohr für die Belegschaft zu haben.
00:30:47: Philipp Rettenbacher Und diese Person ist einfach so gut im Unternehmen vernetzt und mit den Leuten vernetzt, dass die anderen zu ihr gekommen sind und ihr gesagt haben, hey, das passt nicht, da drückt der Schuh.
00:30:56: Philipp Rettenbacher Und wir haben deswegen diese anonyme Feedbackbox nicht gebraucht.
00:30:59: Philipp Rettenbacher Und das finde ich eigentlich ein super Zeichen, weil eben nicht eben hinterrücks, anonym, in die Box und dann will es wieder keiner gewesen sein und so weiter, gefeedbackt wurde, sondern auch teils sehr offen und sehr persönlich.
00:31:14: Philipp Rettenbacher Und mit den Dingen kann man arbeiten, die Dinge kann man dann auch entsprechend ablesen.
00:31:18: Martin Aigner Diese Feedbackbox, da gibt es aus meiner Sicht immer zwei Gründe, warum die leer bleibt.
00:31:23: Martin Aigner Der eine, man hat alles richtig gemacht.
00:31:25: Martin Aigner Also man hat die notwendigen Mechanismen für Offenheit und Transparenz oder mit irgendwelchen Leuten, die man vertraut, geschaffen.
00:31:32: Martin Aigner Oder man hat es nicht geschafft.
00:31:34: Martin Aigner Und dann ist es der Punkt, wo die Leute nicht reinlegen, weil sie wissen, dass es irgendwann kommt es eh raus.
00:31:41: Martin Aigner Also bei einem 25-Mann-Team da anonym was reinzuschmeißen, ist totaler Mumpitz.
00:31:46: Martin Aigner Und dieses anonyme Dings, dass die Leute das nicht von sich aus sich trauen oder sowas, da muss man an den Strukturen was ändern, dass sie sich trauen und nicht anonym machen.
00:31:58: Martin Aigner Das ist so ein Abgeben von Verantwortung und die Leute sind dann nicht blöd.
00:32:03: Martin Aigner Also, wenn ich das schreibe, allein schon der Schreibstil, wenn ich das lese, das weiß ich, hat der David geschrieben.
00:32:11: Martin Aigner Also, die Leute sind ja auch nicht doof.
00:32:14: Martin Aigner Also, mit anonym und dann am besten noch online, mit oben in der Browser irgendeiner ID drin, dann sagen, okay, bin ich draußen, mit anonym.
00:32:24: Philipp Rettenbacher Ja, also der ganz große Vorteil, glaube ich, bei uns war, dass wir von Anfang an in der Transformation mit kommuniziert haben, dass wir das nicht tun, um Leute loszuwerden oder um zu verschlanken oder um down zu sizeln oder wie auch immer man schön beschreiben will.
00:32:38: Martin Aigner Ja.
00:32:38: Philipp Rettenbacher Ich habe das viele Jahre lang, wie gesagt, in der Telco-Branche gemacht, nach einer Merger-Situation, da ist das einfach Standard.
00:32:44: Philipp Rettenbacher Und für mich auch ein super Gefühl, das Transformationsprojekt zu machen mit dem Auftrag, wir bauen hier auf und jeder, der, also es wird jeder auch in Zukunft bei uns Arbeit haben.
00:32:54: Philipp Rettenbacher Es gibt genug Arbeit.
00:32:56: Philipp Rettenbacher Wir werden gute Leute dazukriegen, von denen man viel lernen kann.
00:32:59: Philipp Rettenbacher Und insofern diese Angst, wenn ich jetzt etwas sage und das passt Ihnen nicht, dann bin ich weg.
00:33:04: Philipp Rettenbacher Das gab es einfach bei uns nicht.
00:33:05: Philipp Rettenbacher Das haben wir auch von vornherein so kommuniziert.
00:33:08: Philipp Rettenbacher Und das ist ein Riesenplus.
00:33:10: Philipp Rettenbacher Und auch für einen persönlich, also für mich als Transformationsmanager,
00:33:14: Philipp Rettenbacher Man geht, wenn man auf eine Konferenz fährt, fährt man mit einem ganz anderen Gefühl hin, weil man kann dort eine positive Story erzählen, eine Story von Aufbau, von Wachstum, von wir besetzen neue Felder und das macht schon was drinnen im Bauch und im Herzen, wenn man jetzt nicht sagen muss, ja, die nächste Prozessänderung, die ansteht, mache ich schon wieder, damit ich 10% von diesem Team loswerde und die nächste mache ich um 10% vom nächsten Team loszuwerden.
00:33:22: David Symhoven Mhm.
00:33:37: Philipp Rettenbacher Man geht anders nach Hause.
00:33:37: Martin Aigner Ja, das ist für die meisten Transformations- und Change-Kollegen, sage ich mal, in der freien Weltspan, ist das halt auch einfach eine nicht lösbare Aufgabe.
00:33:48: Martin Aigner Weil sie kriegen so den Job, ja, du musst die mitnehmen und Ängste abbauen und Dings und alles, bleibt so wie es ist.
00:33:55: Martin Aigner Und in Wirklichkeit muss er aber ein Drittel abbauen.
00:33:56: Martin Aigner Wie soll er das machen?
00:33:57: Martin Aigner Die Leute riechen das doch.
00:33:59: Martin Aigner Also irgendwann merken sie es dann auch.
00:34:01: Martin Aigner Das heißt, das ist eine nicht lösbare Aufgabe, die jemand annimmt.
00:34:04: Martin Aigner Das kann eigentlich nur ein externer Berater machen.
00:34:07: Martin Aigner Intern ist das nicht möglich, aus meiner Sicht.
00:34:10: Martin Aigner Es sei denn, man hat einen positiven Auftrag in die Zukunft gerichtet und sagt, alle sind dabei.
00:34:10: Philipp Rettenbacher Ich
00:34:16: Martin Aigner Jetzt packen wir es an.
00:34:17: Martin Aigner Also das ist einfach eine gute Story dann auch.
00:34:18: Philipp Rettenbacher Ich sehe es ein bisschen anders.
00:34:19: Martin Aigner Ja.
00:34:21: Philipp Rettenbacher Man kann das schon auch als Interner machen.
00:34:21: Martin Aigner Ja.
00:34:23: Philipp Rettenbacher Also ich habe es im Telco-Umfeld gemacht.
00:34:26: Philipp Rettenbacher Und meine Message an mich selbst in dieser Phase war immer, also bis zur Pension möchte ich das natürlich nicht machen.
00:34:31: Philipp Rettenbacher Das ist eine temporär begrenzte Aufgabe, weil irgendwann einmal ist die eigene Energie auch weg.
00:34:36: Philipp Rettenbacher Aber meine Message an mich selbst in dieser Zeit war immer, wenn es ich nicht mache, dann macht es jemand anders, der es vielleicht nicht zu fair, nicht zu menschlich, nicht zu korrekt macht.
00:34:46: David Symhoven Mhm.
00:34:46: Philipp Rettenbacher Und das war einfach damals der Auftrag an mich selbst.
00:34:46: Martin Aigner Ja.
00:34:49: Philipp Rettenbacher Und man kann auch Downsizing-Stories erzählen und diese durchführen.
00:34:56: Philipp Rettenbacher Kostet natürlich andere Energie, gar keine Frage.
00:35:00: Philipp Rettenbacher Aber man kann sie zumindest fair und menschlich machen und transparent sein und so.
00:35:05: Philipp Rettenbacher loyal bleiben den Leuten gegenüber, auch wenn man harte Entscheidungen treffen muss.
00:35:08: Philipp Rettenbacher Und meine Message an mich selbst war immer, wenn ich es nicht mache, macht es mein anderer.
00:35:13: Philipp Rettenbacher Und der kümmert sich vielleicht nicht so gut um die Leute, wie ich das mache.
00:35:16: Philipp Rettenbacher Und ja, ich habe in der Zeit harte Entscheidungen getroffen, aber ich kann mir nach wie vor gut in die Augen schauen, weil ich es zumindest eben fair und menschlich gemacht habe.
00:35:21: Martin Aigner Mhm.
00:35:22: Martin Aigner Ja.
00:35:24: David Symhoven Gute Einstellung für so eine schwierige Aufgabe.
00:35:28: David Symhoven Ich würde dich gerne nochmal wieder zurück zum Thema Messen bringen.
00:35:30: David Symhoven Da sind wir jetzt abgebogen, weil ich dich unterbrochen hatte.
00:35:32: David Symhoven Also ein Punkt war dieser Pulse-Check.
00:35:35: Philipp Rettenbacher Genau.
00:35:35: David Symhoven Was sind noch Messwerkzeuge?
00:35:36: Philipp Rettenbacher Also wir haben natürlich auch klassische KPIs, sage ich mal, im Sinne einer Balanced Scorecard für uns definiert.
00:35:46: Philipp Rettenbacher Da waren Punkte drinnen, wie viele Projekte machen wir, die einem Strategic Fit entsprechen versus wie viele Projekte machen wir, weil es sich halt wer gewünscht hat oder die Geschäftsführung gesagt hat, das brauchen wir heute unbedingt.
00:35:58: Philipp Rettenbacher Also hier zum Beispiel ein Messgrad drinnen, aber genauso ein gesetztes Budget pro Dienstleister und so weiter.
00:36:05: Philipp Rettenbacher Solche Dinge haben wir schon begonnen zu messen.
00:36:08: Philipp Rettenbacher Bei uns ist aber dieser Druck nicht zu hoch, diese KPIs wirklich dann regelmäßig up to date zu halten.
00:36:15: Philipp Rettenbacher Wir haben da Gott sei Dank sehr, sehr viele Freiheiten.
00:36:18: Philipp Rettenbacher Wir kommen jetzt wieder in eine Phase, wo wir da stärker drauf schauen, auch durch einen CIO-Wechsel.
00:36:25: Philipp Rettenbacher Und das werden wir auf jeden Fall überarbeiten und uns dann wieder in der Transformation auch wieder stärker messbar machen.
00:36:32: Philipp Rettenbacher Was ich vermeiden wollte in der Transformation, war eigentlich der Punkt, dass ich sage, ich gehe auf sehr klassische IT KPIs wie Anzahl der abgearbeiteten IT-Use-Cases.
00:36:43: Philipp Rettenbacher Das bringt mich zwar vielleicht, macht mich vielleicht als IT in der Basis messbar,
00:36:48: Philipp Rettenbacher bringt mich aber nicht dorthin, dass ich die Transformation argumentiere.
00:36:52: Philipp Rettenbacher Weil nur weil ich jetzt 10% mehr oder weniger Cases abarbeite, heißt das noch nichts.
00:36:56: Philipp Rettenbacher Weil das heißt ja entweder, bin ich nur transparenter geworden und schreibe jetzt mehr Cases auf oder ich schreibe vielleicht jetzt weniger Cases auf und schiebe sie zum Kunden.
00:37:04: Philipp Rettenbacher Also da muss man ja auch die richtigen Ableitungen dann entsprechend treffen.
00:37:07: Philipp Rettenbacher Also von diesem Gedanken, diese sehr klassischen IT-Kennzahlen anzulegen, das haben wir versucht ein bisschen anders zu machen.
00:37:16: David Symhoven Ja, spannend.
00:37:18: Martin Aigner Wie balanzierst du das dann oder wie hast du das gemacht rein praktisch?
00:37:22: Martin Aigner Weil manchmal muss man ja auch, dass die Zahlen so ein bisschen stimmen, so kurzfristige Erfolge so reinschieben versus langfristige strategische Erfolge, die jetzt nicht sofort messbar sind.
00:37:33: Martin Aigner Hast du da so eine Art, so ein Balancing gemacht für dich?
00:37:36: Martin Aigner Okay, jetzt müssen wir das mal vorwärts bringen, dass wir da Erfolge sehen oder hast du das aktiv gestaltet?
00:37:41: Martin Aigner So was, wie kann ich mir das vorstellen?
00:37:45: Philipp Rettenbacher Könnte ich jetzt eigentlich gar nicht sagen.
00:37:47: Philipp Rettenbacher Also wir hatten das große Glück, dadurch, dass wir sehr viele neue Leute ins Unternehmen geholt haben, die dann auch wirklich neue Themen besetzt haben.
00:37:47: Martin Aigner Mhm.
00:37:55: Philipp Rettenbacher Ich habe vorher zum Beispiel das Datenthema genannt, aber da gibt es auch viele andere Richtung Produktentwicklung und so weiter.
00:38:04: Philipp Rettenbacher Richtung CRM-Plattformen zum Beispiel, die wir vorher gar nicht besetzt haben und jetzt sehr stark besetzen, sogar mit mehreren, vielen Teams.
00:38:12: Philipp Rettenbacher Dort ist es uns eigentlich sehr leicht gefallen, dann Erfolge zu zeigen, weil da gab es vorher wenig.
00:38:17: Philipp Rettenbacher Und wir haben dann auf einmal ein Thema besetzt, das es nicht gab.
00:38:21: Philipp Rettenbacher Und da haben wir natürlich sehr stark mit dem Begriff des Leuchtturmprojekts dann auch gespielt.
00:38:26: Philipp Rettenbacher Wie gesagt, da gibt es Leuchtturmprojekte und die zeigen jetzt einen Kundennutzen und wir haben einen
00:38:26: Martin Aigner Mhm.
00:38:30: Philipp Rettenbacher einen internen Kunden, der sagt, hey, diese neue Art der Zusammenarbeit und diese neuen Skills, die hier zur Verfügung stehen, das bringt uns weiter.
00:38:40: Philipp Rettenbacher Und da kann ich mich gut an einen Termin bei der Geschäftsführung, glaube ich, Jena 2024 war es ungefähr, erinnern, wo wir wirklich diese Leuchtturmprojekte auch mal vorgestellt haben, gemeinsam IT und Fachbereich und wo uns dann alle bescheinigt haben, ja, das ist cool, diese neue Art der Zusammenarbeit.
00:38:58: David Symhoven Hm.
00:38:59: Martin Aigner Ja, ist ein guter Punkt, den Fachbereich sozusagen bei dieser Reise mitzunehmen und als Argument sozusagen mit anzuführen.
00:39:08: Philipp Rettenbacher Okay.
00:39:09: Martin Aigner Ich glaube, das ist so ein bisschen für mich der Schlüssel, wenn man jetzt in der IT irgendwie rumtransformiert und digital unter Fachbereisen nur am Schimpfen.
00:39:17: Martin Aigner Ich glaube, da wird man keinen Spaß haben, also langfristig.
00:39:19: Martin Aigner Also ich glaube, das ist schon eine gute Idee.
00:39:21: Martin Aigner Ja, gefällt mir gut.
00:39:22: David Symhoven Ja.
00:39:24: David Symhoven Ich hatte jetzt letztens, ich bin auch seit Januar jetzt in einem neuen Auftrag und habe ein Team übernommen, wo, sage ich mal, der Druck relativ hoch ist, weil es jetzt auch um Release geht bis Mitte des Jahres.
00:39:35: David Symhoven Und mit Martin hatte ich die Diskussion und ich fand es ganz spannend, so den Gedanken zu haben, wann biete ich eigentlich Abkürzungen an und wann nicht?
00:39:43: David Symhoven Jetzt hast du auch eine Menge Erfahrung, du hast selber Führungskraft, du bist viele Positionen schon durchlaufen.
00:39:51: David Symhoven Also die Frage ist, wenn die Hütte wirklich brennt, bietest du Abkürzungen an oder lässt du das Team sozusagen lieber gegen die Wand rennen, damit sie was lernen können?
00:40:02: David Symhoven Ich finde die Abwägung aktuell in meiner Situation tatsächlich nicht ganz leicht.
00:40:10: Philipp Rettenbacher Also,
00:40:13: Philipp Rettenbacher Also ich bin kein Freund davon, jemanden absichtlich gegen die Wand laufen zu lassen, ganz ehrlich.
00:40:17: Philipp Rettenbacher Also man darf natürlich auch den Lernefolg nicht nehmen, wie du es richtig andeutest.
00:40:25: Philipp Rettenbacher Aber im Endeffekt will man ja gemeinsam was Positives fürs Unternehmen auf die Beine stellen.
00:40:30: Philipp Rettenbacher Und ich glaube, man kann eine Abkürzung anbieten.
00:40:34: Philipp Rettenbacher Man muss aber dann auch bewusst reflektieren und sagen, hey Leute, das war die Abkürzung, weil hier wäre der Weg an die Wand gewesen.
00:40:42: Philipp Rettenbacher und durchfolgende Schritte haben wir das vermieden.
00:40:45: Philipp Rettenbacher Wie vermeiden wir denn auch in Zukunft, dass uns das nicht passiert?
00:40:47: Philipp Rettenbacher Und ich glaube, da sind wir wieder in der Analogie zum Sport.
00:40:48: David Symhoven Mhm.
00:40:52: Philipp Rettenbacher Ich kann einem Spieler, der am Feld steht, als Trainer zurufen, dass er jetzt bitte dieses Elfmeter-Foul nicht machen soll.
00:40:59: Philipp Rettenbacher Oder ich kann ihn das Elfmeter-Foul machen lassen und hoffen, dass er was gelernt hat beim nächsten Mal.
00:41:03: Philipp Rettenbacher Das wird der Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren sein.
00:41:06: Philipp Rettenbacher Ich persönlich bin eher dafür, den Spieler davor zu schützen, dass ihn dann die Fans hassen und der eigene Torhüter beschimpft ihn, weil er das Foul gemacht hat und er verletzt vielleicht sogar den gegnerischen Spieler dabei.
00:41:17: Philipp Rettenbacher Dann lieber das Foul nicht ziehen und als Mannschaft in Zukunft daraus lernen.
00:41:22: Philipp Rettenbacher dass man halt einem Rückstand nachgelaufen ist.
00:41:25: Philipp Rettenbacher Aber ich glaube, da gibt es auch kein Patentrezept.
00:41:29: Philipp Rettenbacher Ich bin immer dafür, gemeinsam als Team was Positives auf die Beine zu stellen und niemanden anrennen zu lassen.
00:41:35: Martin Aigner Ja, man kennt das halt aus der Praxis ganz oft.
00:41:40: Martin Aigner Da kommt man in ein Team oder so oder man macht irgendwie Scrum Master, Auswilfs-Scrum Master und man hat nach einer Woche raus, was das Problem ist für das Team.
00:41:48: Martin Aigner Und dann denkt man so, okay, was soll ich das jetzt rauskriegen lassen?
00:41:51: Martin Aigner Oder müssen wir das jetzt erstmal langsam entwickeln oder sowas?
00:41:54: Martin Aigner Oder sagen wir einfach per formale Anweisung oder so, pass auf, wir machen jetzt einfach das so.
00:42:01: Martin Aigner Zipzap, Abkürzung, ne?
00:42:02: Martin Aigner Und für mich stehlt sich halt immer die Gefahr und das ist diese Abwägung.
00:42:07: Martin Aigner Du hast es schon gesagt, nehme ich die Lernerfahrung weg oder nicht?
00:42:12: Martin Aigner Und das kommt total auf die Situation daran, wie du es jetzt beschreibst, dass man im Nachhinein, nachdem mal die Abkürzung gegangen ist, weil es gebrannt hat, das nochmal sich anschaut und da nochmal ein Lernen initiiert, das nochmal rettet, finde ich einen guten Ansatz eigentlich.
00:42:28: David Symhoven Mhm.
00:42:28: Martin Aigner Also wenn es wirklich brennt, dann das gegen die Wand zu laufen, das ist wirtschaftlich doof, das ist auch für das Team doof.
00:42:38: Martin Aigner Und ich persönlich bin natürlich auch ein bisschen ein Freund von manchmal, also Reinhard Sprenger nennt das, glaube ich, Resilienz.
00:42:45: Martin Aigner Also das heißt, ich muss natürlich schon ein bisschen für ein bisschen Überraschungen sorgen, dass die so ein bisschen auf Trab kommen.
00:42:51: Martin Aigner Wenn es zu gemütlich ist, dann ist, sage ich mal, auch nicht gut, weil dann tue ich dem Team für die Zukunft keinen Gefallen.
00:42:58: Martin Aigner Analogie zum Sport, da kann man einfach mal einen Stürmer rausnehmen und schauen, wie die Mannschaft ohne den Top-Stürmer spielt und dann lernen die anderen was, wenn ich weiß, ich bin safe vorne oder so.
00:43:10: Martin Aigner Also ich bin jetzt kein Fußballtrainer, aber so stelle ich mir das vor.
00:43:12: Martin Aigner Mhm.
00:43:14: Philipp Rettenbacher Analogie zum Sport auf jeden Fall auch die, dass man gewisse Sachen einfach im Training ausprobiert.
00:43:19: Philipp Rettenbacher Dann muss man halt ein Testspiel ansetzen und sagen, okay, beim nächsten Meisterschaftsspiel wird der Stürmer fehlen.
00:43:24: Philipp Rettenbacher Wir machen vorher ein Testspiel und probieren das aus.
00:43:27: Philipp Rettenbacher Was macht das mit uns?
00:43:28: Philipp Rettenbacher Wie können wir das vielleicht kompensieren?
00:43:30: Philipp Rettenbacher Und ich glaube, dass wir uns in der Wirtschaft, im Business viel zu wenig Zeit nehmen für dieses Ausprobieren.
00:43:37: Martin Aigner Ja.
00:43:37: Philipp Rettenbacher wie könnte es denn sein?
00:43:38: Philipp Rettenbacher Wir sind eigentlich immer am lebenden Objekt, aber dass wir zum Beispiel mal ein Team rausnehmen und sagen, so, jetzt setzen wir euch zwei Wochen lang in ein Lab und dort probiert ihr mal Design Thinking aus und schaut, was lernen sie aus dieser Prozesserfahrung und das müsst ihr aber jetzt nicht am lebenden Objekt machen und unseren internen Kunden vielleicht damit verärgern, weil ihr es noch nicht perfekt könnt, sondern ihr könnt es vorhin in einer geschützten Umgebung üben.
00:44:01: Philipp Rettenbacher Das tun wir, glaube ich, im Business viel zu wenig, im Sport ist das Standard.
00:44:05: David Symhoven Ja.
00:44:05: Martin Aigner Ja, wir denken immer, das ist perfekt.
00:44:07: Martin Aigner Und auch Organisationsstrukturen lassen sich simulieren.
00:44:10: Martin Aigner Es gibt sogar ein Wort dafür, wenn ich jetzt ein Projekt mache, mache ich das auch, dann mache ich eine temporär modifizierte Linie.
00:44:18: Martin Aigner Und da simuliere ich das quasi und muss nicht die gesamte Organisationsstruktur umstellen deswegen.
00:44:22: Martin Aigner Wenn ich merke, das ist gut, das passt, kann ich es immer noch machen.
00:44:25: Philipp Rettenbacher Mhm.
00:44:26: Martin Aigner Ja, guter Punkt.
00:44:28: Martin Aigner Sport trainiert.
00:44:29: David Symhoven Jetzt gibt es ja noch ein Dauerbrenner-Thema.
00:44:32: David Symhoven Gut, ihr seid mittlerweile 80 Leute, von dem her, glaube ich, habt ihr auch einige Abhängigkeiten.
00:44:36: David Symhoven Das ist ja noch die Frage, wie stark sind die Abhängigkeiten zwischen euren Teams und je nachdem, wie geht ihr die an?
00:44:44: David Symhoven Also wie werden die regelmäßig aufgelöst?
00:44:49: Philipp Rettenbacher Abhängigkeiten zwischen den Teams gibt es natürlich.
00:44:52: Philipp Rettenbacher Wir haben versucht, unsere Tribes so zu schneiden, dass die Teams thematisch zusammenpassen und vielleicht mit den anderen Tribes weniger Überschneidungen haben.
00:45:02: Philipp Rettenbacher Da haben wir auch
00:45:04: Philipp Rettenbacher Product Increment Planings, wir haben Big Room Planings ausprobiert, haben jetzt ein bisschen in anderer Form in Einsatz, die großen Big Room Planings wieder ein bisschen zurückgefahren.
00:45:12: David Symhoven Vielen Dank.
00:45:13: Philipp Rettenbacher Also da sind wir sehr, sehr stark am Experimentieren, was bei uns gut funktioniert und wie wir uns gut abstimmen.
00:45:19: Philipp Rettenbacher Und wir haben da auch ein Portfolio Management, das hier versucht, stärker einzugreifen und stärker Abhängigkeiten zwischen Teams zum Beispiel aufzulösen.
00:45:27: Philipp Rettenbacher Die große Unbekannte bei uns ist nach wie vor die Zusammenarbeit auch mit den Fachbereichen, mit den Fachbereichen.
00:45:33: Philipp Rettenbacher Weil wenn ich das Gedankenmodell Spotify, an dem wir natürlich angelehnt sind, ganz durchdenke, dann denke ich natürlich an eine End-to-End-Produktverantwortliche Organisation.
00:45:45: Philipp Rettenbacher und nicht an einen Marketingfachbereich, der eine Idee hat, die IT baut, sondern muss es vielleicht ein Kundenservice bei Auskunft.
00:45:53: Philipp Rettenbacher Das bedeutet natürlich noch einen sehr, sehr großen Schritt in der Organisation, den wir als IT auch nicht in der Hand haben.
00:46:00: Philipp Rettenbacher Wir können den Fachbereich nicht transformieren.
00:46:02: Philipp Rettenbacher Das wird nicht funktionieren.
00:46:03: Philipp Rettenbacher Wir haben uns jetzt einmal in der IT darauf konzentriert, sehr viel zu lernen.
00:46:07: Philipp Rettenbacher Wir hatten auch zum Beispiel 2024 das ganz klare Ziel.
00:46:10: Philipp Rettenbacher Wir wollen
00:46:11: Philipp Rettenbacher alle IT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit agilem Arbeiten in Berührung bringen.
00:46:15: Philipp Rettenbacher Das heißt nicht, dass jeder nach Scrum arbeiten muss oder Cam-On-Boards führen muss, sondern sie sollen es zumindest einmal ausprobieren und sehen können, wie das funktioniert und welche Aspekte davon sinnvoll sind.
00:46:18: David Symhoven Hm.
00:46:26: Philipp Rettenbacher Und
00:46:28: Philipp Rettenbacher Da sind wir, glaube ich, jetzt sehr gut aufgestellt.
00:46:30: Philipp Rettenbacher Wir haben sehr gute Skills in der IT und der nächste Schritt wird jetzt sein, hier auch mit den Fachbereichen noch stärker in den Zusammenarbeitsmodus zu gehen, dass wir sagen, wie kommen wir denn hier auf eine Interdisziplinarität im ersten Schritt, wie es das du richtig angesprochen hast, Martin, in einer geübten
00:46:45: Philipp Rettenbacher Linie, Projektmatrix quasi, aber in einem weiteren Schritt auch, und das ist natürlich die große Vision dahinter, in einer produktzentrierten Organisation, da sind wir auch in sehr enger Abstimmung mit unserer Organisationsentwicklungserteilung aus dem Personalmanagement heraus, die das natürlich übergreifend über die Bereiche treiben kann.
00:47:12: Martin Aigner Um Unternehmen sozusagen kontingent robust aufzusetzen, mag ich den Begriff der Wette.
00:47:19: Martin Aigner Eine Wette zu formulieren, ist ein sprachliches Hilfskonstrukt, um im Ergebnis später die Wette vom Ergebnis zu trennen.
00:47:31: Martin Aigner Also die Wette kann gut sein und auch sauber formuliert, aber das Ergebnis war halt dann Pech und ist nicht aufgegangen.
00:47:39: Martin Aigner In der Systemtheorie sagen wir dazu, wir haben uns geirrt, also keinen Fehler gemacht, den wir hätten wissen können, sondern war ein Irrtum, weil die Annahme halt, wenn wir nicht wussten, in welche Irrtümer bist denn du reingelaufen?
00:47:53: Martin Aigner Oder welche Wetten sind nicht aufgegangen?
00:47:56: Philipp Rettenbacher Sehr gute Frage.
00:48:01: Philipp Rettenbacher Einen großen Irrtum, den ich hatte, ich kann von zwei Irrtümern erzählen.
00:48:09: Philipp Rettenbacher Ein Irrtum war, dass Change, wenn wir ihn über eine Story gut verkaufen, für alle Leute interessant ist, dass sie da mitmachen wollen und dass sie da dabei sein wollen.
00:48:21: Philipp Rettenbacher Wir hatten gerade am Anfang, wie das Team noch kleiner war,
00:48:26: Philipp Rettenbacher Die Leute wollten eingebunden sein, aber sie haben nicht mitgemacht.
00:48:32: Philipp Rettenbacher Ganz lustige Situationen, alle haben gefordert, wir müssen zu diesem Thema, wollen wir eingebunden sein, wir wollen unsere Ideen und so weiter dazugeben, aber es war niemand bereit, wirklich hinzugreifen und zu sagen, da arbeite ich aber jetzt wirklich konkret nicht.
00:48:44: Philipp Rettenbacher Sondern es war eher so ein, ich möchte ein bisschen meinen Senf dazugeben und dann mache ich aber wieder das, was ich vorher gemacht habe und ihr werdet da schon den Change machen, so in die Richtung.
00:48:54: Philipp Rettenbacher Das war wirklich ein Irrtum, den ich unterschätzt habe.
00:48:58: Philipp Rettenbacher Die zweite Sache, die ich unterschätzt habe, war der Drive, den die neuen Leute auch Richtung Rest der Organisation, vor allem außerhalb der IT, bringen können.
00:49:09: Philipp Rettenbacher Wir haben, wie gesagt, mehr als 40 Personen ingesourced.
00:49:13: Philipp Rettenbacher Im ersten Jahr der Transformation waren es
00:49:17: Philipp Rettenbacher 32 oder 35, sowas in die Richtung.
00:49:19: Philipp Rettenbacher Und meine Annahme war, dass die als Multiplikatoren in den Rest der Organisation wirken.
00:49:25: Philipp Rettenbacher Dass die einen Fachbereich mitnehmen und der Fachbereich sagt, endlich sind diese coolen neuen Leute da mit den Skills und da sind wir jetzt bereit, auch was Neues anzugehen und das auszuprobieren.
00:49:34: Philipp Rettenbacher Und das hat in manchen Fällen total gut funktioniert.
00:49:36: Philipp Rettenbacher Die Leuchtturmprojekte, wo der Fachbereich gesagt hat, endlich ist wer da, mit dem kann ich mich austauschen und da kann man jetzt endlich erklären, wie IT funktioniert, wie man Digitalisierung sinnvoll angehen kann.
00:49:47: Philipp Rettenbacher Aber in 80 Prozent der Fälle war es so, dass der Fach direkt gesagt hat, diese Dienstleistung haben wir bis jetzt noch nie bekommen von der IT.
00:49:55: Philipp Rettenbacher Warum sollten die das jetzt liefern?
00:49:58: Philipp Rettenbacher Warum sollten wir uns das nicht auch in Zukunft selber mit unserem Konzerndienstleister ausmachen, so wie wir es denn bis jetzt gemacht haben?
00:50:03: Philipp Rettenbacher Also dieses beweist uns doch zuerst einmal anhand von anderen Beispielen, dass ihr das überhaupt könnt.
00:50:08: Philipp Rettenbacher Das war sehr stark vorherrschend und ist es teilweise nach wie vor,
00:50:14: Philipp Rettenbacher Und das habe ich wirklich unterschätzt.
00:50:15: Philipp Rettenbacher Ich habe mir gedacht, dass die neuen Leute, die wir reinbringen, die hier einen sehr positiven Drive haben, die wir auch wirklich rekrutiert haben mit der Prämisse, hey, ihr bringt Schwung herein, ihr bringt neue Ideen herein und so weiter, dass die so wenig Bugwelle erzeugen.
00:50:29: Philipp Rettenbacher Und das liegt nicht an den Personen.
00:50:31: Philipp Rettenbacher Die sind nach wie vor super Personen da, sondern es ist einfach diese Konzernstruktur, dass Change einfach so viel Energie braucht und dass es nie ein Selbstläufer ist.
00:50:43: Martin Aigner Ja, kann ich sehr gut nachvollziehen.
00:50:45: Martin Aigner Also welche Struktur muss ich denn ändern, dass so ein Impulsgeber oder ein Multiplikator wirksam sein kann?
00:50:53: Martin Aigner Und es kann so oder so passieren, also unter gleichender Ausgangsbedingungen können verschiedene Sachen passieren.
00:51:00: Martin Aigner Aber oft ist halt so, ja, der hat schon seinen Grund, weil das Business läuft.
00:51:06: Martin Aigner Ich bin getrimmt auf stabilen Prozess.
00:51:08: Martin Aigner Also bei Stromkunden ist das ja auch quasi in der DNA irgendwie drin.
00:51:12: Martin Aigner Also das Wichtigste ist Stabilität und Verlässlichkeit.
00:51:17: Martin Aigner Und wenn jetzt da wer herkommt und sagt, lass uns mal experimentieren, wir probieren uns da mal was aus.
00:51:20: Martin Aigner Er so, na, na, na, geh weg.
00:51:22: Martin Aigner Ich möchte hier Verlässlichkeit haben.
00:51:24: Martin Aigner Also das wäre jetzt im Nachhinein die Erklärung, worum das nicht gegangen wäre.
00:51:27: Martin Aigner Ja.
00:51:27: Martin Aigner Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber ich kann das gut nachvollziehen.
00:51:30: Martin Aigner Man geht da rein und denkt, dieser Supermultiplikat, du müsst eigentlich gut und super kommunizieren und wir haben unsere Box da, wo man Zettel reinschmeißen kann.
00:51:38: Martin Aigner Loft.
00:51:39: Martin Aigner Also ich kann es mir vorstellen.
00:51:45: David Symhoven Schön.
00:51:47: David Symhoven Philipp, wir haben noch eine Abschlussfrage, wie immer eigentlich in diesem Podcast und die lautet, was hättest du denn erwartet, was wir dich fragen, haben wir aber dich noch nicht gefragt.
00:52:03: Philipp Rettenbacher In meinem Werteset sind ganz wichtig drei Punkte.
00:52:07: Philipp Rettenbacher Das eine ist lebenslanges Lernen, persönliche Weiterentwicklung.
00:52:11: Philipp Rettenbacher Der zweite Punkt ist Vertrauen.
00:52:14: Philipp Rettenbacher Ich glaube, diese zwei Punkte haben wir super gecovert hier, weil es war ein sehr offenes und sehr vertrauensvolles Gespräch.
00:52:20: Philipp Rettenbacher Wir haben sehr viele Impulse ausgetauscht, gleich so Puzzlesteine ergänzen sich in meinem Kopf.
00:52:27: Philipp Rettenbacher Mein dritter Kernwert ist Spaß und ihr habt mich nicht gefragt, hat dir das eigentlich Spaß gemacht, was du da gemacht hast in der Firma?
00:52:33: Philipp Rettenbacher Klare Antwort ja.
00:52:34: David Symhoven Stimmt, ja.
00:52:34: David Symhoven Dann darfst du die Frage jetzt beantworten.
00:52:36: Martin Aigner Genau die Frage, ja.
00:52:44: Philipp Rettenbacher Nicht jeden Tag, aber im Großen und Ganzen absolut.
00:52:48: Philipp Rettenbacher Wir haben super kreative Sachen ins Unternehmen gebracht, wir haben ganz, ganz, ganz viel bewegt und da bin ich super stolz drauf und das hat viel, viel, viel Spaß gemacht.
00:52:56: Philipp Rettenbacher Und spätestens bei einem Workshop, wo wir Planspielen mit Schwimpen machen, dann geht auch den anderen das Herz auf und sie sind mit voller Freude dabei.
00:53:07: David Symhoven Super.
00:53:09: David Symhoven Philipp, dann sagen wir vielen herzlichen Dank für deine Zeit und die super spannenden Einblicke.
00:53:14: David Symhoven Wir werden alle relevanten Links in die Shownotes packen und hoffen, dass dich der ein oder andere Zuhörer oder Zuhörerin vielleicht dann auch demnächst wieder auf irgendeiner Bühne live sehen kann und neue Erkenntnisse von dir vermittelt bekommen, was ihr in der Wien IT alles Cooles gemacht habt.
00:53:33: Philipp Rettenbacher auf der Bühne oder am Fußballplatz, jederzeit.
00:53:35: David Symhoven Genau, richtig, ja.
00:53:35: Philipp Rettenbacher Herzlich gerne, ich bedanke mich für das, wie gesagt, sehr vertrauensvolle, sehr offene Gespräch, hat mir viel Spaß gemacht und sage nochmal Danke.
00:53:43: Philipp Rettenbacher Danke schön.
00:53:44: David Symhoven Viel Erfolg weiterhin.
00:53:45: David Symhoven Es ist immer cool, dass wir auch Beispiele finden, wo es wirklich klappt und wo man sehen kann, wie Transformationen auch im Rahmen der Möglichkeiten gelingen können.
00:53:54: David Symhoven Von dem her hat uns das sehr gefreut und alles Gute weiterhin.
00:53:58: David Symhoven Bis dann.
00:54:00: Martin Aigner Bis dann.
00:54:01: David Symhoven Ciao.
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