243 - Im Angesicht des Lebens mit Markus C. Müller
Shownotes
In dieser Episode spricht David mit Markus C. Müller – Jurist, Unternehmer, Ex-Europachef von BlackBerry und heutiger Hospizbegleiter. Was bewegt einen Top-Manager dazu, sich mit der Endlichkeit des Lebens zu beschäftigen? Und wie verändert diese Perspektive den Blick auf Führung, Erfolg und Sinn?
Markus gibt dir einen tiefen Einblick in seinen ungewöhnlichen Lebensweg, seine Tätigkeit als Sterbebegleiter und sein Buch „Im Angesicht des Lebens“. Wir sprechen über Entscheidungen, innere Konflikte und das, was Menschen wirklich bereuen – oft zu spät. Besonders spannend: Welche Rolle spielen Egoismus, Macht und Narzissmus in der Führung? Und was passiert, wenn man beginnt, privat und beruflich nicht mehr zu trennen?
Diese Folge ist Einladung zur Reflexion.
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Viel Spaß beim Hören! Dein David & Martin
Martin Aigner: Twitter: @aigner_martin LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/martin-aigner-865064193
David Symhoven: LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/david-symhoven-2a04021a5/ Buch: http://www.amazon.de/dp/398267431X
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Markus C. Müller: https://www.linkedin.com/in/markuscmueller/
Nui Care GmbH: https://www.nui.care
Link zum Buch: https://www.amazon.de/Angesicht-Lebens-Auseinandersetzung-Endlichkeit-glückliches/dp/3689510007/ref=sr11?crid=3U6JGQW8N7MZ3&dib=eyJ2IjoiMSJ9.b-fF9uAOwEOfbC29Lup7Iy2YrHfPf3bF86mCDfBbhdNH4isCMjJpBWDlX_Toy5aZeTNlkjhCJH8UjkJmsfhuC9AwlnbcnEraW1ilLEk6BWQGpyy6LaWdNQp0o0cJ4nKQNiTPhvU3gV5G7lOYultu2xkADHYg-GACh7wowgMzvxlywcAxn-lESF9RBt55hIBtYlF1ehlhdFLn-ilcI7HOah8TBqQs8JM7jkZRtwlM.12nFXx2bdHmhc-23cgZt1F5bd5ou1Hol0lX0CKYMJE&dib_tag=se&keywords=im+angesicht+des+lebens&qid=1748088620&sprefix=im+angesicht+%2Caps%2C108&sr=8-1
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Transkript anzeigen
00:00:01: David Symhoven Einen wunderschönen guten Tag zusammen.
00:00:03: David Symhoven Mein Gast ist Unternehmer und Wirtschaftsmanager.
00:00:06: David Symhoven Nach seinem Jurastudium in München gründete er 2002 die Ubitex GmbH.
00:00:10: David Symhoven Im Mai 2011 verkaufte er das Unternehmen an Blackberry.
00:00:13: David Symhoven Im selben Jahr wurde er von der Computerwoche unter die Top 100 der wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen ITK-Branche gewählt.
00:00:20: David Symhoven 2013 übernahm er die Geschäftsführung für BlackBerry Deutschland, 2014 wurde er dann Europachef.
00:00:26: David Symhoven Im April 2015 stieg mein Gast bei BlackBerry aus und absolvierte eine Ausbildung als Hospizbegleiter beim Hospizdienst Dasein e.V.
00:00:32: David Symhoven in München.
00:00:34: David Symhoven 2019 gründete er schließlich als Co-Founder und CEO die NuiCare GmbH, die einen digitalen Pflegeassistenten für pflegende Angehörige entwickelt.
00:00:42: David Symhoven Seit April 2017 ist mein Gast Vorstandsvorsitzender beim Hospizdienst Dasein e.V.
00:00:47: David Symhoven Außerdem war er von 2016 bis 2018 ehrenamtlicher Sterbebegleiter im freiwilligen Team der Speedtex Bern.
00:00:54: David Symhoven Seit November 2023 ist er Vorstand im Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung und seit 2024 wurde ihm die Bayerische Digital Prize verliehen.
00:01:04: David Symhoven Herzlich willkommen und vielen Dank für deine Zeit, Markus Müller.
00:01:08: Markus Hallo David, freut mich sehr, dass ich eingeladen bin.
00:01:10: Markus Es ist lustig, wenn man dann irgendwie schon ein gewisses Alter erreicht hat, dann werden die Vorstellungsrunden immer länger irgendwie.
00:01:17: David Symhoven Ja, ich habe es schon mehrfach hier erwähnt im Podcast.
00:01:20: David Symhoven Ich hatte ja das Riesenglück, diese Plattform zu haben und mehrere Leute einzuladen und das ist immer wieder beeindruckend, wenn man dann solche Spitzenleute dabei hat.
00:01:28: David Symhoven Also teilweise könnte ich auch eine halbe Stunde Biografie vorlesen und man hat immer noch nicht alles abgedeckt, was die Leute so erreicht haben.
00:01:35: David Symhoven Das ist sehr beeindruckend.
00:01:37: David Symhoven Ja.
00:01:39: David Symhoven Genau.
00:01:40: David Symhoven Was hat dich denn bewegt?
00:01:42: David Symhoven Was hat dich dazu dann gebracht, ein Buch mit diesem existenziellen Titel zu schreiben?
00:01:47: David Symhoven Du hast ja letztes Jahr, dieses Jahr das Buch im Angesicht des Lebens herausgebracht, im Haufe Verlag.
00:01:51: David Symhoven Ich halte es auch mal hier kurz in die Kamera.
00:01:53: David Symhoven Ein wirklich sehr empfehlendes Buch und genau.
00:01:56: David Symhoven Erzähl mal, wie es dazu kam.
00:02:00: Markus Also ich bin tatsächlich vor acht oder neun Jahren schon mal angesprochen worden von einem Literaturagenten.
00:02:05: Markus Der hatte einen Bericht in der Süddeutschen oder in der FAZ gelesen über mich und hatte gemeint, es wäre doch eine gute Story auch für ein Buch.
00:02:11: Markus Und ich hatte dann gesagt damals, dass ich da grundsätzlich Interesse hätte dran.
00:02:15: Markus Und der hat dann einen Verlag angebracht und auch einen Ghostwriter und hat dann mein erstes Probekapitel schreiben lassen.
00:02:20: Markus Und irgendwie war damals die Zeit irgendwie nicht reif.
00:02:23: Markus Es war auch der Verlag nicht der richtige, auch der Ghostwriter.
00:02:26: Markus hat zwar schön geschrieben, aber ich habe so das Gefühl gehabt, der glaubt nicht das, was ich ihm erzähle.
00:02:31: Markus Und das ist ja wichtig, das spürt man, glaube ich, sonst im Text.
00:02:34: Markus Und deswegen habe ich damals abgesagt.
00:02:36: Markus Und jetzt vor eineinhalb Jahren oder vor knapp zwei Jahren bin ich mit einer Bekannten zusammengesessen beim Abendessen und habe dir das erzählt, diese Geschichte.
00:02:44: Markus Und die sagte, du, ich habe auch schon ein paar Bücher geschrieben, ich habe da einen tollen Verlag an der Hand, sprech doch mal mit denen.
00:02:49: Markus Und das habe ich getan, die waren dann Feuer und Flamme und dann haben wir zusammen das Buch geschrieben.
00:02:58: David Symhoven Du schreibst in dem Buch, finde ich, viel über das Menschsein.
00:03:02: David Symhoven Im Angesicht des Lebens heißt es ja.
00:03:04: David Symhoven Für mich kam dann so die Assoziation hoch, eine Ode an das Leben.
00:03:09: David Symhoven Gleichzeitig oder gerade deswegen schreibst du auch, dass die Sterbenden ein so guter Ratgeber seien für dich.
00:03:14: David Symhoven Ich hatte ja auch in der Einleitung gesagt, dass du ja auch Sterbebegleiter bist.
00:03:18: David Symhoven Du konfrontierst die Leser, finde ich, mit der Endlichkeit, mit der Verletzlichkeit, vielleicht sogar teilweise mit sehr tief sitzenden Ängsten, wenn man das wirklich sich zu Herzen nimmt, was du da schreibst.
00:03:30: David Symhoven Wie hat denn die Rolle als Sterbebegleiter deine Rolle auch als Führungskraft eigentlich verändert?
00:03:38: Markus Also grundsätzlich, glaube ich, geht es in dem Buch, weil du den Titel ansprichst, mir ja darum, dass ich oft gesehen habe im Leben, nicht nur als Sterbebegleiter, sondern auch sonst, dass wenn Menschen mit einer lebensbeendenden Diagnose konfrontiert werden, also jemand sagt, er hat noch zwölf Monate zu leben, hat Krebs oder Leukämie.
00:03:59: Markus Guido Westerwelle ist da so ein Beispiel, den habe ich ein paar Mal getroffen vorher.
00:04:03: Markus Und das Spannende ist, dass wenn die diese Diagnose bekommen, dass die dann oft...
00:04:08: Markus sich um 180 Grad drehen.
00:04:10: Markus Der Spiegel hat in einem Interview mit Guido Westerwelle damals geschrieben, der Mensch ist komplett anders.
00:04:14: Markus Er ist ein komplett anderer Mensch als vorher.
00:04:15: Markus Und so habe ich ihn auch wahrgenommen.
00:04:16: David Symhoven Mhm.
00:04:17: Markus Also ich habe ihn nicht mehr getroffen danach, aber ich habe nochmal ab und zu Videos gesehen von ihm.
00:04:21: Markus Und mein Plädoyer des Buches und deswegen auch der Titel ist, diese Wendung nicht erst im Angesicht des Todes zu machen, weil da ist es zu spät.
00:04:29: Markus Da bleiben dir dann im Zweifel noch ein paar Monate oder manchmal nur Wochen, um diese Dinge noch umzusetzen, die einem dann klar werden.
00:04:36: Markus sondern diesen Wandel schon im Angesicht des Lebens zu tun, weil ich da noch gestalten kann und eben mein Leben noch anpassen kann sozusagen an meine Wünsche, weil darum geht es im Endeffekt, dass ich eben am Ende des Lebens nichts bereue und das tun eben viele Menschen, dass sie am Ende des Lebens merken, oh Gott, ich habe einfach viel zu wenig Zeit mit der Familie verbracht, ich habe viel zu wenig auf meine eigenen Wünsche geachtet, habe viel zu wenig das gelebt, was mir wichtig ist, sondern vielleicht die Erwartungen anderer erfüllt, der Gesellschaft, der Eltern, der Freunde,
00:04:51: David Symhoven Hm.
00:05:06: Markus Und das rächt sich halt dann.
00:05:08: Markus Und ich glaube, wenn man diese Erkenntnis im Angesicht des Lebens, also jetzt hat, dann kann man das eben noch bewusst ändern und das Leben vielleicht auch so gestalten, dass man am Schluss diese Dinge nicht bereut.
00:05:20: Markus Aber zu deiner Frage, wie meine Tätigkeit als Führungskraft sich geändert hat.
00:05:26: Markus Also grundsätzlich ist die Beschäftigung mit der Endlichkeit für dazu, dass man sich die Zeit, die man noch hat, sich derer bewusst wird und vor allem der Endlichkeit dieser Zeit bewusst wird.
00:05:36: Markus Also wir leben ja oft so in den Tag hinein, als ob es kein Morgen gäbe und als ob wir unsterblich wären.
00:05:42: Markus Und durch die Erkenntnis, dass wir eben endlich leben, also dass wir nur eine bestimmte Zeit auf der Erde haben, weiß ja eigentlich jeder, aber eben viele übergehen das oft.
00:05:51: Markus Wenn man sich das bewusst macht, dann wird die Zeit, die noch übrig bleibt, wie lang die auch immer ist, dadurch, dass sie begrenzt ist, wird sie wertvoller.
00:05:58: Markus Weil alles, was begrenzt ist, ist erst mal wertvoll.
00:05:58: David Symhoven Mhm.
00:06:00: Markus Also wenn wir wüssten, wir leben jetzt 100.000 Jahre oder unendlich, dann wäre es ja egal, wann wir was tun.
00:06:05: Markus Ob ich dann heute oder morgen oder in 10 Jahren oder in 100 Jahren was mache, ist eigentlich völlig egal.
00:06:09: Markus Wenn ich unendlich Zeit habe, spielt es keine Rolle.
00:06:11: Markus Wenn ich aber eben weiß, die Zeit ist begrenzt, dann muss ich mir eben Gedanken machen, was mache ich denn mit dieser wertvollen Zeit und vor allem, was ist mir überhaupt wichtig?
00:06:19: Markus Also um was geht es mir eigentlich im Leben und wie möchte ich diese wertvolle Zeit verbringen?
00:06:23: Markus Und ich glaube, eine Erkenntnis, die viele Menschen nach dieser Beschäftigung dann haben, ist, dass sie zum Beispiel überlegen, mit wem sie sich treffen.
00:06:33: Markus Also dass sie nicht mehr überlegen wie früher, einfach jeder, der sagt, lass uns mal einen Kaffee trinken gehen, die als Angebot annehmen, sondern sagen, ich möchte die Zeit mit Menschen verbringen, die mir irgendwie wertvoll sind und nicht mit jedem Beliebigen, wo ich dann oberflächlich beziehe.
00:06:47: Markus Gespräch führe und mir danach denkt, die Zeit hätte ich jetzt auch anders nutzen können.
00:06:51: Markus Und was bei mir sich geändert hat als Unternehmer, dann komme ich auf die Führungskraft gleich, ist glaube ich, dass ich eben mir viel mehr Gedanken mache, was ich tue.
00:06:59: Markus Also früher ging es vor allem darum, erfolgreich zu sein, Geld zu verdienen, vielleicht auch nach außen zu zeigen, dass ich es kann, was ich drauf habe.
00:07:08: David Symhoven Vielen Dank.
00:07:09: Markus Und heute geht es mir viel mehr darum, eben die Dinge, die ich mache, müssen für mich Sinn haben.
00:07:15: Markus Also für mich Sinn haben.
00:07:16: Markus Das ist immer auch wichtig, dass ich das dazu sage, weil es geht nicht darum, irgendwie der Gesellschaft zu zeigen, dass soziale Arbeit oder ökologische Unterstützung toll ist, sondern es geht darum, dass ich für mich einen Sinn in dem finde, was ich tue, weil ich für mich eben festgestellt habe, dass ich dann deutlich zufriedener und glücklicher leben kann.
00:07:34: Markus Und ich glaube, diesen Spirit, den versuche ich ein bisschen, jetzt komme ich zur Führungskraft, auch ein bisschen ins Unternehmen zu bringen,
00:07:40: Markus und den Menschen halt zu vermitteln, dass die Menschen das Gefühl haben, dass ich als Führungskraft das, was ich tue, jetzt nicht aus einem Selbstzweck heraus tue, sondern dass ich das tue, weil ich eben darin Sinn sehe, weil es eine Herzensangelegenheit von mir ist und weil ich glaube, dass es sowas braucht.
00:07:55: Markus Und ich glaube, das macht einen Unterschied auch für die Mitarbeiter, wenn sie das Gefühl haben, der Chef, der Eigentümer, der
00:08:03: Markus der voranläuft quasi, der tut das aus Überzeugung und nicht, weil er irgendwie sich da dumm und dämmlich verdienen will oder weil er bekannt werden will oder weil er irgendwie sein Ego befriedigen will.
00:08:11: Markus Ich glaube, das macht einen Riesenunterschied für die Mitarbeiter und ich habe so das Gefühl, dass auch das Commitment der Menschen dann deutlich stärker ist, sich dieser Sache anzuschließen und dieser Person anzuschließen und dieser Sache eben sich hinter die Sache zu stellen.
00:08:24: Markus Nein.
00:08:25: David Symhoven Ja.
00:08:25: David Symhoven War das bei Ubitex in deinem ersten Firma, die du gegründet hast, auch schon so?
00:08:29: David Symhoven Also hast du da auch schon?
00:08:30: David Symhoven Nein?
00:08:31: David Symhoven Nein.
00:08:31: Markus Kann ich.
00:08:32: Markus Also ehrlich, wenn ich heute zurückdenke, ich war damals 28, als ich gegründet habe, da ging es mir um ganz andere Dinge.
00:08:39: Markus Also ich war natürlich schon begeistert von der Technologie, muss ich sagen.
00:08:41: Markus Das hat mich schon damals, die Vorläufer der Smartphones kamen ja da oder waren da schon erfolgreich im Markt und ich habe da schon eine große Zukunft gesehen in diesem Markt, in dieser Technologie, habe da eine Chance gesehen, eine große Firma aufzubauen,
00:08:42: David Symhoven Ja.
00:08:55: Markus Reich zu werden, erfolgreich zu werden, das meinem Vater zu zeigen, der auch ein erfolgreicher Manager seit seines Lebens war, nicht Unternehmer, aber immerhin Geschäftsführer.
00:09:05: Markus Das waren so die Sachen, die eine Rolle gespielt haben.
00:09:06: Markus Da ging es mir jetzt nicht darum, irgendwas Sinnvolles oder was Wichtiges irgendwie für die Welt zu schaffen.
00:09:12: David Symhoven Ja, wobei, also ich meine, das Thema mit der Digitalisierung und Technologie, die ist jetzt auch bei Nui, also von außen betrachtet ja auch mit drin, aber da kommen wir auch später gerne nochmal drauf zurück.
00:09:24: Markus Das ist aber nicht der Grund, sondern das ist nur das Tool dazu quasi, um einen Zweck zu erreichen, genau.
00:09:26: David Symhoven Ja, Mittel zum Zweck, genau.
00:09:30: David Symhoven Ja, genau.
00:09:32: David Symhoven Wie bist du dazu gekommen, Sterbebegleiter zu werden?
00:09:35: David Symhoven Also das ist ja, also ich finde es ehrlicherweise inspirierend.
00:09:38: David Symhoven Ich war ja auch auf dem Abend, wo du das Buch vorgestellt hast, mit dabei.
00:09:43: David Symhoven Mir wäre das jetzt ehrlicherweise nie in den Sinn gekommen.
00:09:45: David Symhoven Wie bist du dazu gekommen?
00:09:46: David Symhoven Wie kommt man auf die Idee, Sterbebegleiter zu werden?
00:09:50: Markus Also bei mir war es tatsächlich so, dass ich einfach nur einen Artikel gelesen habe, damals in einer Zeitschrift.
00:09:56: Markus Ich weiß gar nicht mehr, welche Zeitschrift das war.
00:09:58: Markus Ich war unterwegs, das weiß ich noch.
00:09:59: Markus Ich war irgendwo, glaube ich, in Spanien, wenn ich mich recht erinnere, und habe diese Zeitschrift dabei gehabt und lese die durch.
00:10:05: Markus Und eine Seite war von einem Sterbebegleiter geschrieben, der beschrieben hat, was er da tut und warum er das tut.
00:10:11: Markus Und dieser Artikel hat mich damals so emotional gepackt, dass ich tatsächlich eine Stunde danach Rotz und Wasser geheult habe,
00:10:17: Markus Und wenn man mich kennt, dann weiß man, dass das nichts Übliches ist bei mir.
00:10:21: David Symhoven Ja.
00:10:21: Markus Also ich bin da irgendwie nicht sehr empfänglich für solche emotionalen Ausbrüche.
00:10:25: Markus Und das war tatsächlich aber einer.
00:10:27: Markus Und ich habe dann irgendwie so für mich gemerkt, wenn ich da so stark drauf reagiere, dann muss ich diesem Thema mal nachgehen und muss mir das mal genauer angucken, warum ich da so extrem drauf auf dieses Thema reagiere.
00:10:37: Markus Das hat mich ja so ein Teil berührt, dieses Thema.
00:10:39: Markus Es war jetzt nicht so, dass es eine Trauer in mir ausgelöst hat, sondern es hat mir starke Berührung ausgelöst.
00:10:45: Markus Und meine Erfahrung ist immer die, dass wenn ich diese Berührung spüre, und die war da extrem, die habe ich manchmal auch in leichterer Form, dass ich dann irgendwie eine Wahrheit lese, zum Beispiel, wenn ich ein Buch lese und da ist so eine Wahrheit für mich drin, dann merke ich diese Berührung oder ich sehe einen Film und da ist irgendwie so eine Wahrheit für mich, dann spüre ich so dieses Berührtsein.
00:11:03: Markus Und das war da eben so extrem, dass ich danach, als ich zurück nach München gekommen bin, meine Mutter angerufen habe, weil ich wusste, dass ich die mit dem Thema auch mal beschäftigt hatte.
00:11:12: Markus Und habe sie gefragt, ob sie nicht weiß, wie man Städtebegleiter wird.
00:11:15: Markus Und dann hat sie mir das erklärt und hat gesagt, dass es da eben Vereine gibt, die Ausbildungen machen.
00:11:20: Markus Ich habe dann in München, gibt es drei Vereine, die habe ich gefunden und habe mich dann für einen entschieden und die Ausbildung gemacht.
00:11:25: Markus Und das Spannende ist, diese Ausbildung dauert insgesamt zehn Monate, ist aber zweigeteilt.
00:11:30: Markus Und den ersten Teil, der dauert drei Monate.
00:11:32: Markus den empfehle ich jedem, weil es da nur um die eigene Beschäftigung mit dem Tod geht.
00:11:37: Markus Also da geht es nur darum, wie stehe ich selber zu dem Thema, wie stark ist mein Fundament, mein spirituelles Fundament, auf dem ich stehe.
00:11:44: Markus Und Ziel und Zweck dieser Übung ist, dass man danach eigentlich erst entscheidet, nach den drei Monaten bin ich in der Lage, bin ich stabil genug, um anderen Menschen zu helfen.
00:11:53: Markus Weil wenn ich nicht stabil genug zu dem Thema bin, bringe ich meine Ängste und meine Sorgen in die Begleitung rein und das ist natürlich kontraproduktiv.
00:12:00: Markus Deswegen hören auch die Hälfte der Menschen auf nach dem ersten Modul, nach diesen ersten drei Monaten.
00:12:05: Markus Und die zweite Hälfte, die dann weitermacht, die lernt dann noch in weiteren sieben Monaten eher, wie begleite ich Menschen, wie gehe ich mit Demenzkranken um.
00:12:12: Markus Wir haben Gesprächssituationen simuliert und trainiert.
00:12:15: Markus Und nach den zehn Monaten insgesamt setzt man sich dann mit dem Verein zusammen und diskutiert eben oder bespricht, ob man die Fähigkeiten erlernt hat, als Sterbebegleiter eben aktiv zu werden.
00:12:28: David Symhoven Ich weiß nicht, ob du da ein paar Einblicke mal geben kannst.
00:12:32: David Symhoven Es sind so ein paar wesentliche Momente in deinem Kopf geblieben, wo du mit jemandem auf den letzten Wegen, in den letzten Minuten, Stunden begleitet hast, wo du dann so einen Wahrheitsmoment für dich hattest, von dem du gerade auch erzählt hast.
00:12:50: Markus Nee, tatsächlich nicht so wirklich.
00:12:51: Markus Ich habe die Erfahrung gemacht und das hat mich ein bisschen enttäuscht, muss ich tatsächlich sagen, dass man selten mit den Begleiteten über das Thema Tod und Sterben sprechen kann.
00:13:03: Markus Das liegt zum einen daran, dass ungefähr so 70, 80 Prozent der Menschen, die ich begleitet habe, bisher eigentlich an Demenz erkrankt waren.
00:13:10: Markus Also sprich, mit denen kann man da nicht mehr ein normales Gespräch führen.
00:13:10: David Symhoven Mhm.
00:13:13: Markus Obwohl trotzdem auch bei einem Demenzkranken noch ganz viel aus meiner Sicht Kommunikation passiert, aber auf einer anderen Ebene.
00:13:18: Markus Das ist dann eher eine energetische, emotionale Ebene, nicht mehr so eine kognitive, geistige, also sprachliche Ebene.
00:13:26: Markus Und die 20 Prozent, die noch reden könnten, die verweigern sich dem Thema oft.
00:13:30: Markus Also die wollen bis zum Schluss oft dieses Thema nicht angucken.
00:13:34: Markus Und das hat mich ein bisschen bedauert, muss ich sagen.
00:13:37: Markus Ich hatte mir so vorgestellt...
00:13:39: Markus als ich die Ausbildung gemacht habe.
00:13:40: Markus Ich kann da mit allen Menschen über diese Ängste sprechen und über die Sorgen und vielleicht auch die Erwartungen, die die so haben an das, was da kommt.
00:13:48: Markus Aber das ist tatsächlich leider nicht so.
00:13:50: Markus Ich hatte schon viele Momente, muss ich sagen, in der Sterbebegleitung, die mich berührt haben.
00:13:55: Markus Aber die waren dann weniger aus einer Erkenntnis im Gespräch heraus, sondern eher aus einer Situation.
00:14:00: Markus Ich habe mal eine Frau begleitet, die hatte ALS.
00:14:03: Markus Das ist so eine Muskelkrankheit, wo langsam quasi jeder Muskel im Körper schlägt.
00:14:08: Markus den Geist aufgibt und man dann komplett gelähmt im Körper, aber noch geistig voll fit ist.
00:14:13: Markus Also eine ziemlich extreme Krankheit.
00:14:17: Markus Und die Dame, die ich da begleitet habe, ein Jahr, die konnte eben irgendwann auch nicht mehr sprechen.
00:14:22: Markus Und so eine Situation dann zu erleben, zu verfolgen, wie das dann quasi immer mehr abwärts geht und wie dann jemand wirklich in seinem Körper eigentlich gefangen ist und sich nicht mehr ausdrücken kann mit seinen Wünschen und seinen Ideen, das hat mich schon beeindruckt.
00:14:38: Markus berührt, muss ich sagen.
00:14:39: Markus Und vor allem dann auch die Situation, als der Mann am Schluss gesagt hat, er schafft es nicht mehr, er muss die Frau jetzt ins Pflegeheim geben, weil der war wirklich am Ende, der hat die, ich glaube, sechs oder sieben Jahre gepflegt und vieles aufgegeben dafür und konnte am Schluss nicht mehr.
00:14:53: David Symhoven Wahnsinn.
00:14:53: Markus Und sie hat immer gesagt, sie will nicht ins Pflegeheim und er hat sie dann trotzdem gegen ihren Willen ins Pflegeheim gegeben und sie ist dann in der zweiten Nacht verstorben.
00:15:01: Markus Und die hat einfach aufgegeben dann.
00:15:03: Markus Und das hat er sich, glaube ich, bis heute nicht verziehen, der Mann.
00:15:11: David Symhoven Ich weiß jetzt nicht, mir fällt kein besserer Begriff ein, aber was ist denn sozusagen der Deal zwischen den Leuten, die diese Sterbebegleitung in Anspruch nehmen und natürlich auch von dir.
00:15:23: David Symhoven Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, du selber ziehst natürlich viel auch aus diesem Prozess.
00:15:27: Markus Ja.
00:15:27: Markus Ja.
00:15:27: David Symhoven Ich finde, das kann man ja auch...
00:15:30: David Symhoven Weil ich glaube, nur wenn man selbst eine Bedürfnisbefriedigung dann natürlich rauszieht, macht man sowas emotional schwerwiegendes ja auch.
00:15:40: David Symhoven Und was ist dann sozusagen der Deal zwischen dir und den Leuten, die diese Begleitung anfordern?
00:15:44: David Symhoven Mhm.
00:15:45: Markus Ja.
00:15:46: Markus Also für mich ist es zum einen eben immer wieder die Erinnerung, jede Woche an diese Endlichkeitsthematik, von der ich vorher gesprochen habe.
00:15:52: Markus Es ist ja oft so, dass man
00:15:53: Markus ein Buch liest, vielleicht auch meins, aber man liest so ein Buch, ist dann berührt und denkt sich dann, oh ja, da muss ich was tun.
00:15:59: Markus Und dann kommt der Alltag und dann geht sowas wieder in Vergessenheit, gerät sowas in Vergessenheit.
00:16:05: Markus Und deswegen habe ich über diese Sterbebegleitung mir eine Möglichkeit geschaffen, mich jede Woche wieder an diese Sache zu erinnern, weil ich ja jede Woche einem Sterbenden in die Augen schaue und mich eben genau daran erinnern kann.
00:16:15: Markus Das ist das, was es mir bringt.
00:16:17: Markus Und der Deal mit den sterbenden Schrägstrich Angehörigen ist der, dass ich eigentlich im Wesentlichen die Angehörigen entlaste in der Zeit.
00:16:25: Markus Also ich komme, bin dann eine Stunde da, zwei Stunden da.
00:16:28: Markus Ich hatte auch schon Patienten, da war ich vier Stunden da pro Woche.
00:16:32: Markus Und in der Zeit können die Angehörigen einkaufen gehen, Sport machen, sich schlafen legen.
00:16:37: Markus Ich hatte auch mal eine Angehörige, die hat dann Kaffee gemacht und wir haben Kuchen gegessen.
00:16:41: Markus Und die hat dann einmal in der Woche die Möglichkeit gehabt, mal mit jemandem
00:16:45: Markus einfach zu sprechen, Smalltalk zu halten und mal so diesen Alltag, diesen Pflegealltag zu vergessen.
00:16:50: Markus Also all das kommt vor.
00:16:53: Markus Manchmal sind die Angehörigen mit dabei, manchmal eben ziehen die sich dann zurück und ich bin da mit dem Sterbenden allein.
00:16:57: Markus Das ist sehr unterschiedlich.
00:16:59: Markus Aber im Zweifel geht es eigentlich viel mehr um die Angehörigen, die Entlastung der Angehörigen, als jetzt um die Unterstützung des Sterbenden selber.
00:17:06: Markus Natürlich freut sich der Sterbende oft, wenn sich mal jemand eine Stunde mit ihm beschäftigt, weil das natürlich die Angehörigen nicht dauernd machen können.
00:17:13: Markus Aber die Hauptentlastung
00:17:14: Markus erfahren tatsächlich die Angehörigen.
00:17:17: David Symhoven Ja, okay, verstanden.
00:17:19: David Symhoven Ja, ich meine, für mich ist das Thema immer durchgekommen, als ich das Buch auch geschrieben habe, aber lass uns gerne auch noch mal inhaltlich tiefer in das Buch einsteigen und vielleicht erzählst du ja mal den Hörer und Hörerinnen die, ich finde das ist ja schon fast eine Bilderbuchgeschichte, wie du dann deinen extremen
00:17:37: David Symhoven renommierten Job, den sich eigentlich wahrscheinlich viele wünschen würden als Europachef von Blackberry, dass du den hingeschmissen hast und gesagt hast, es ist nicht meins, ich muss was anderes machen.
00:17:47: David Symhoven Ja.
00:17:49: Markus Ja, also es gab tatsächlich einen Punkt, einen Auslöser sozusagen, der dann zu der Kündigung geführt hat.
00:17:56: Markus Zu dem kann ich gleich was erzählen.
00:17:58: Markus Trotzdem ist natürlich das ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht.
00:18:01: Markus Also das entscheidet man ja nicht in der Minute oder in der Stunde, sondern diese Spannung zwischen dem, was mir eigentlich wichtig ist und was ich als privater Markus auch oft eben gemacht habe.
00:18:13: Markus Also ich sage mal Retreats machen, sich mit Spiritualität beschäftigen, meditieren,
00:18:18: Markus so die großen Fragen des Lebens zu stellen.
00:18:20: Markus Und das, was ich in meinem Job gemacht habe, nämlich eben als Europachef dann später von Blackberry eben bestimmte Dinge durchsetzen, bestimmte Management-Praktiken anwenden.
00:18:31: Markus Diese beiden Sachen haben sich irgendwie immer weiter voneinander entfernt und haben sich überhaupt nicht zusammenbringen lassen.
00:18:36: Markus Und das hat sich, habe ich im Buch beschrieben, auch wie zwei Personen angefühlt, also fast wie eine Schizophrenität, dass man zwei Persönlichkeiten in sich hat und die sind entweder oder vorhanden und lassen sich aber nicht kombinieren.
00:18:48: Markus Und es gab dann einen Moment tatsächlich, wo ich eben in der Flughafenbuchhandlung irgendwo in Europa ein Buch in die Hände bekommen habe und damals auch nur das Inhaltsverzeichnis mir angeschaut habe.
00:18:58: Markus Und das hieß Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen.
00:19:01: Markus Von Bronnie Ware, die, ich glaube, über tausend Menschen gefragt hat in dem Sterbeprozess, was würden sie anders machen, wenn sie nochmal leben könnten?
00:19:09: Markus Was bereuen sie?
00:19:10: Markus Und daraus hat sie eine Top 5 gemacht.
00:19:12: Markus Und ich kann mich nur noch erinnern, dass ich drei dieser Top 5 eben so, die haben mich so verabschiedet,
00:19:17: Markus getroffen damals, dass ich wusste, wenn ich jetzt so weitermache mit meinem Leben und nichts ändere, werde ich genau dieselben Sachen bereuen.
00:19:22: Markus Und da war mir klar, das kann ich nicht tun, wenn ich jetzt schon weiß, dass ich das später bereue.
00:19:26: Markus Habe dann im Flugzeug die Kündigung geschrieben und sie noch in der Nacht dann weggeschickt.
00:19:33: David Symhoven Ja, tolle Geschichte.
00:19:35: David Symhoven Du schreibst in der Einleitung, dass du absichtlich keinen Ratgeber schreiben wolltest.
00:19:40: David Symhoven Du schreibst auch, dass du natürlich kein Patentrezept zur Verfügung stellen kannst, weil jeder sein eigenes Leben leben muss.
00:19:47: David Symhoven Stattdessen hast du dich entschieden, deinen Weg, du nennst es durchs Tal der Tränen, zu einer Idee, die trägt.
00:19:54: David Symhoven Und du gehst eben auf die Qualitäten deines Lebens ein.
00:19:58: David Symhoven Warum?
00:20:00: David Symhoven Warum Qualitäten?
00:20:01: Markus Also erstmal, ich wollte deswegen keinen Ratgeber schreiben, weil ich finde, Ratschläge sind ja auch Schläge und ich maße mir auch nicht an, zu wissen, wie es geht.
00:20:09: Markus Also ich bin da ja auch auf dem Weg.
00:20:11: Markus Also ich finde es immer spannend, wenn Menschen sagen, ich möchte endlich ankommen, dann ist meine Antwort immer, angekommen bist du, wenn du tot bist.
00:20:16: Markus Bis dahin wird das Leben eine Reise sein.
00:20:18: Markus Du wirst dich weiterentwickeln.
00:20:19: Markus Das Leben ist Bewegung.
00:20:19: David Symhoven Und selbst das ist nicht sicher, würde ich sagen, dass die Reise mit dem Tod vorbei ist.
00:20:22: Markus Was denn?
00:20:25: David Symhoven Das wissen wir auch nicht.
00:20:26: Markus Ach so, nee, nee, das ist sie nicht, aber ich sage mal, das ist eine Art von Ankommen quasi, zumindest für dieses Leben.
00:20:32: Markus Und insofern ist für mich eben Leben Entwicklung und Leben ist auch Veränderung und das einzige Konstante ist die Veränderung im Leben tatsächlich.
00:20:40: Markus Aber was war nochmal die Frage?
00:20:43: David Symhoven warum du dich entschieden hast, diese Qualitäten so in den Fokus zu stellen in deinem Buch.
00:20:47: Markus Ah ja, genau.
00:20:49: Markus Also ich wollte eben keinen Ratgeber schreiben, das ist mir wichtig.
00:20:52: Markus Ich wollte einfach vielleicht durch meine Geschichte auch inspirieren und Menschen inspirieren.
00:20:55: Markus den einen oder anderen Denkanstoß geben und eben, wie gesagt, nicht vermitteln, dass ich jetzt die Weisheit mit Löffeln gefressen habe und einen Ratgeber vorlege, der genau beschildert, was man tun muss, um zufriedener zu leben.
00:21:07: Markus Und ich habe so ein paar Sachen für mich in meinem Leben erkannt und eine der Erkenntnisse, die ich hatte, war, dass Ziele und die Zielerreichung zwar eine sehr spannende Sache sind, aber selten zu anhaltender Zufriedenheit führen.
00:21:22: Markus Also viele Menschen haben so, ich nenne es Golden Gate Syndrom, also das Golden Tor Syndrom.
00:21:27: Markus Die haben so die Vorstellung, es gibt hier so ein goldenes Tor und das ist zum Beispiel mein Eigenheim, was ich mir baue.
00:21:33: Markus Also ich habe jetzt eine Familie und möchte dann endlich in ein Eigenheim ziehen und baue so ein Haus.
00:21:37: Markus Und dann stellen sich manche eben vor, wenn wir endlich in diesem Haus am Waldrand leben, dann sind wir glücklich bis ans Lebensende.
00:21:43: Markus Und dann...
00:21:44: Markus erreicht man dieses Ziel und wohnt in dem Haus und merkt auf einmal so, ja, es ist zwar schön, hier zu wohnen, aber deswegen bin ich jetzt nicht dauerhaft zufrieden.
00:21:52: Markus Der Gemütszustand ist ähnlich wie vorher.
00:21:53: David Symhoven Mhm.
00:21:54: Markus Also das Haus führt nicht dazu, dass ich jetzt bis ans Lebensende glückselig in diesem Haus lebe, sondern das hat mit anderen Dingen zu tun.
00:22:01: Markus Und so ist es mir in meinem Leben öfters gegangen, auch mit beruflichen Zielen.
00:22:04: Markus Also zum Beispiel der Verkauf der ersten Firma, der Exit ist ja so der Traum eines jeden Startup-Gründers.
00:22:09: Markus Und wenn man den dann erreicht, hat man natürlich schon eine kurzfristige Dopaminausschüttung.
00:22:13: Markus Also man fühlt sich richtig gut und man genießt es auch für einen bestimmten Zeitraum.
00:22:18: Markus Und dann aber nach, glaube ich, bei mir nach vielleicht drei bis vier Monaten, habe ich so gefühlt, war ich wieder auf dem Level wie vorher.
00:22:26: Markus Und daraus habe ich geschlossen für mich aus diesen vielen Erlebnissen,
00:22:29: Markus mit diesem Golden-Gate-Syndrom habe ich geschlossen, dass Ziele und Erreichung von Zielen wohl nicht dazu geeignet sind, eben irgendwie langfristig zufriedener zu sein.
00:22:37: Markus Und dieser Spruch, der Weg ist das Ziel, ist ja so ein bisschen abgedroschen, aber ich glaube, dass es eben darum geht, irgendwas ins Leben zu integrieren, das keinen Endpunkt hat.
00:22:41: David Symhoven Vielen Dank.
00:22:47: Markus Also einen Weg sozusagen, den ich gehe, der aber nicht irgendwann zu Ende ist mit einem Ziel, sondern einen Weg, den ich bis zum Ende gehe.
00:22:54: Markus Also zum Beispiel Beziehung,
00:22:56: Markus ich mache jetzt eben diese Hospizbegleitung und dieses Thema Sterben und Tod ist so eines meiner Herzensthemen und diese Beschäftigung damit, die wird ja nicht aufhören.
00:23:04: Markus Ich kann ja nicht irgendwann sagen, so jetzt habe ich alles erlebt, jetzt habe ich an alles gedacht und jetzt habe ich das alles erlebt, sondern das wird bis zum Lebensende, werde ich mich mit diesem Thema beschäftigen können und das ist eine Qualität.
00:23:16: Markus Ich habe da lange überlegt, wie ich diesen Begriff wähle, also Ziele greift eben zu kurz, Werte auch, weil Werte sind eher was Übergeordnetes, finde ich, Werte sind eben
00:23:26: Markus Der Wert Freiheit zum Beispiel ist ein Wert, ja, und der ist aber so abstrakt, dass man ja das schlecht greifen kann.
00:23:30: Markus Wenn ich sage, ich möchte ein freies Leben führen, ja, was bedeutet das denn, ein freies Leben zu führen?
00:23:30: David Symhoven Mhm.
00:23:34: Markus Und deswegen ist mir dann der Begriff Qualitäten eingefallen und wichtig ist mir bei diesen Qualitäten, die jeder für sich selber finden muss natürlich, wo jeder gucken muss, was ist mir wichtig im Leben und was macht mich glücklich und zufrieden, dass die eben keinen Endpunkt haben, kein Ziel haben, sondern als Qualität eben gelebt werden.
00:23:50: Markus Und am Schluss geht es dann darum, diese Qualitäten irgendwie in das Leben zu integrieren,
00:23:56: Markus Ich habe am Anfang, dachte ich zuerst an so einen Kuchen, der quasi unterschiedlich große Stücke hat und jede Qualität ist ein Stück.
00:24:01: Markus Inzwischen, denke ich, ist es vielleicht eher sogar der Teig des Kuchen oder die Zutaten des Kuchens, das quasi die verschiedenen Qualitäten Zutaten sind.
00:24:09: Markus Die mische ich zusammen und am Schluss kommt ein toller Kuchen raus.
00:24:12: Markus Und natürlich ist nicht jede Zutat gleich viel vertreten.
00:24:15: Markus Also ich habe ja vielleicht mehr Mehl als irgendwie Zucker in dem Kuchen.
00:24:19: Markus Und trotzdem braucht es beides.
00:24:20: Markus Und genauso ist es für mich auch.
00:24:22: Markus Nicht jede meiner Qualitäten hat gleich viel Zeit und gleich viel Raum in meinem Leben.
00:24:26: Markus Und trotzdem sind sie vorhanden.
00:24:28: Markus Und wenn ich merke, dass eine dieser Qualitäten...
00:24:31: Markus Und quasi in meinem Leben nicht mehr vorhanden ist, also der Zucker aus dem Kuchen quasi, dann schmeckt der Kuchen auch nicht mehr.
00:24:37: Markus Dann versuche ich, die Qualität wieder zurückzuholen und versuche Raum zu schaffen, Platz zu schaffen für dieses Thema.
00:24:44: David Symhoven Ja.
00:24:46: David Symhoven Eine Qualität, die wir mal rausgreifen können, die, finde ich, auch bei der Buchvorstellung sehr schön rausgekommen sind, ist das Thema Liebe.
00:24:53: David Symhoven Weil du sagst, du findest, dieses Thema ist eigentlich überall, wenn man es zulässt.
00:25:00: David Symhoven Oder es ist wie so die, wenn ich jetzt das Bild nutzen mag, so die magische Zutat.
00:25:04: David Symhoven Also finde ich, so hat es sich jetzt für mich angehört.
00:25:07: David Symhoven Weil darüber lässt sich wirklich viel verändern in der eigenen Einstellung, im Umgang mit anderen.
00:25:14: Markus Genau, es ist gleichzeitig die schwierigste Zutat, also die schwierigste Qualität.
00:25:16: David Symhoven Ja.
00:25:18: Markus Das habe ich auch gesagt bei der Buchvorstellung und auch im Buch habe ich geschrieben darüber, dass Liebe ja sehr unterschiedlich definiert wird.
00:25:25: Markus Also viele verstehen darunter die partnerschaftliche Liebe, um die geht es mir hier nicht.
00:25:29: Markus Also die ist Teil sozusagen der Liebe, aber nicht das, was ich unter Liebe verstehen würde.
00:25:35: Markus Ich habe dann versucht, mal Liebe zu
00:25:38: Markus also es gibt Bücher, die Liebe aus dem Business-Kontext zum Beispiel sehen.
00:25:41: Markus Es gibt einen Amerikaner, der hat ein Buch geschrieben, Love is Damn Good Business und hat erklärt, warum sich Liebe auch lohnt im Business und hat geschrieben quasi, dass Liebe zu Kunden, Liebe zu Mitarbeitern und so einfach bessere, man macht bessere Umsätze, man ist erfolgreicher.
00:25:54: Markus Was er aber nicht gemacht hat, er hat Liebe nicht definiert.
00:25:56: Markus Er hat nicht gesagt, was ist es denn?
00:25:58: Markus Also was bedeutet es denn, wenn ich jetzt meinen Kunden liebe?
00:25:58: David Symhoven Ja.
00:26:01: Markus Ich gehe mit dem ja nicht ins Bett oder bin ja nicht in einer Partnerschaft mit dem Kunden, was wir eben oft unter Liebe verstehen.
00:26:07: Markus Sondern für mich, und das habe ich im Buch auch geschrieben, ist Liebe eine Haltung.
00:26:12: Markus Eine Haltung zu Menschen, aber eine Haltung auch zum Leben insgesamt.
00:26:15: Markus Und vielleicht kann man das am besten, oder für mich konnte ich das am besten beschreiben mit einer wohlwollenden Haltung, also einer öffnenden Haltung.
00:26:22: Markus Ich öffne mein Herz, ich bin wohlwollend gegenüber mir selber, aber auch der ganzen Welt und den Menschen.
00:26:28: Markus Und diese Haltung, das ist meine Erfahrung, wenn ich in dieser Haltung bin, dann bin ich auf der einen Seite natürlich verletzlich, weil ich mich öffne.
00:26:29: David Symhoven Ja.
00:26:35: Markus Auf der anderen Seite macht es aber eine unglaubliche Stärke auch aus und auch eine starke Authentizität natürlich.
00:26:42: Markus Also ich mache mich ja sozusagen nackig und trete wahrhaftig dem anderen gegenüber und bin damit maximal authentisch auch.
00:26:49: Markus Und das kommt bei den Menschen oft sehr gut an, habe ich das Gefühl.
00:26:52: Markus Die fühlen sich verbunden.
00:26:54: Markus Jeder Mensch, glaube ich, strebt nach diesem Zustand, nach dieser Liebe, von der ich spreche.
00:26:58: Markus Und deswegen, glaube ich, ist es eine Haltung, in der ich nicht immer bin, also bei weitem nicht immer bin, aber eben mich immer wieder versucht, daran zu erinnern und immer wieder auch Momente versucht zu schaffen, wo ich diese Haltung bewusst praktiziere.
00:27:11: Markus Und die Hoffnung ist dabei, dass es halt immer öfter vorkommt in meinem Leben.
00:27:15: Markus Nein.
00:27:15: David Symhoven Ja, weil du es jetzt gerade erwähnt hast, kennst du Stefan Mehrath, er hat mehrere Bücher aufgeschrieben, sehr erfolgreicher Autor über wie erfolgreiches Business sozusagen geht und eines seiner Bücher, das ich auch sehr empfehlen kann, ist die Kunst, seine Kunden zu lieben.
00:27:34: David Symhoven Und das ist letztendlich die gleiche Nachricht, dass er gesagt hat, es geht darum, finde deine Lieblingskunden.
00:27:38: David Symhoven Warum arbeitest du gerne mit ihnen zusammen?
00:27:39: David Symhoven Welche Beziehungen habt ihr sozusagen zueinander?
00:27:43: David Symhoven Ja, genau.
00:27:44: David Symhoven Also Love ist a good, wie hast du gesagt, good damn business.
00:27:47: Markus Love is damn good business.
00:27:48: David Symhoven A damn good business.
00:27:50: David Symhoven Genau.
00:27:51: Markus Es gibt noch eine zweite Sache, die ich im Buch beschrieben habe.
00:27:51: David Symhoven Das trifft ganz gut.
00:27:53: Markus Das ist die Loving-Kindness-Meditation, also die liebende Güte-Meditation.
00:27:57: Markus Die habe ich auch viel praktiziert in meinem Leben.
00:28:00: Markus Auch das ist eine tolle Möglichkeit, diese Haltung, von der ich vorher gesprochen habe, zu praktizieren.
00:28:06: Markus Diese wohlwollende Haltung gegenüber den Menschen, die man gern hat.
00:28:09: Markus Das ist das Ziel bei dieser Loving-Kindness-Meditation.
00:28:12: Markus Da geht es darum, erst einmal sich selber Liebe zu schenken, dann diese Liebe den nahen Menschen zu schenken, dann vielleicht immer einen breiteren Kreis von Menschen und irgendwann auch denen, die man eben nicht so toll findet und mit denen man vielleicht Konflikte hat.
00:28:25: Markus Das ist ja die hohe Kunst.
00:28:25: David Symhoven Ja.
00:28:25: David Symhoven Ja.
00:28:28: Markus Die engsten Menschen, die man am liebsten hat zu lieben, das fällt meist leicht.
00:28:32: Markus Die, die man nicht so mag, mit denen mit dieser wohlwollenden Haltung gegenüber zu treten, ist natürlich ein großes Kino und das ist das Schwierige.
00:28:39: Markus Aber das Spannende ist, und auch da plädiere ich, ich bin ja ein großer Freund von Egoismus, muss ich sagen, obwohl der Begriff ja negativ konnotiert ist.
00:28:49: Markus bin ich der Meinung, dass wir am Ende des Tages, wenn man mal die Motivation von jedem Menschen bis zum Ende durchdekliniert, am Schluss immer ein egoistisches Motiv dahinter liegt.
00:28:59: David Symhoven Ja.
00:28:59: Markus Und wenn es nur die Tatsache ist, dass wir uns gut fühlen dabei.
00:29:03: Markus Deswegen finde ich es auch nicht negativ.
00:29:05: Markus Es ist einfach eine menschliche Sache.
00:29:08: Markus Jetzt habe ich da den Faden verloren, was ich eigentlich sagen wollte.
00:29:14: Markus Aber wir machen einfach weiter.
00:29:17: David Symhoven Wir machen einfach weiter, ja.
00:29:17: Markus Das Entscheidende, glaube ich, ist... Genau.
00:29:20: David Symhoven Aber was ich oft beobachte, dass ja gerade in dieser, wenn wir groß sagen, dieser Wertediskussion, dass die oft sehr einseitig geführt wird.
00:29:28: David Symhoven Und ich bin da ganz bei dir.
00:29:29: David Symhoven Also Egoismus hat schlechte Teile, hat gute Teile.
00:29:33: David Symhoven Genauso wie Macht nicht durchweg negativ besetzt ist, sondern auch sehr positive Effekte haben kann.
00:29:39: David Symhoven Ja, genau.
00:29:40: David Symhoven Und ich glaube, wenn man ehrlich zu sich ist, ist eben Egoismus durchaus eine sehr, sehr wichtige Eigenschaft, die man haben muss.
00:29:47: Markus Ich glaube, das Entscheidende bei allen diesen Sachen ist die Reflexion.
00:29:51: Markus Also ich habe eine Zeit lang ja auch mal an der Uni Fortverlesungen gehalten.
00:29:51: David Symhoven Ja.
00:29:51: David Symhoven Mhm.
00:29:55: Markus Da ging es auch um das Thema Leadership und ich habe mich dann erstmal einlesen müssen in die Theorie des ganzen, die ganzen Leadership-Theorien, die ich vorher aus der Praxis kannte, aber eben nicht die Theorie dazu.
00:30:04: Markus Und da gibt es die sogenannte dunkle Triade auch.
00:30:07: Markus Die dunkle Triade, das ist Machiavellismus, also das heißt, ich gehe quasi über Leichen.
00:30:12: Markus Narzissmus, kennt wahrscheinlich jeder, und Psychopathismus.
00:30:15: Markus Diese drei sind die dunkle Triade, das sind drei Eigenschaften, die die Gesellschaft ja als negativ ansieht und wo auch wahrscheinlich keiner sich brüsten würde und sagen würde, ich bin also der Psychopath.
00:30:25: Markus Aber, und das ist eben die Erkenntnis aus der Leadership-Theorie, diese drei Eigenschaften sind alle drei wichtig für einen guten Leader, also für eine gute Führungskraft.
00:30:25: David Symhoven Ja.
00:30:34: Markus Die Frage ist nur, wie stark sind die ausgeprägt?
00:30:37: Markus Also es gibt ja in jedem von uns einen narzisstischen Anteil.
00:30:39: Markus Und die Frage ist, bin ich halt bei null oder bin ich bei zehn auf der Skala?
00:30:43: Markus Und der entscheidende Punkt für mich ist, glaube ich, gar nicht so sehr die Frage, wo bin ich auf der Skala, sondern eher die Frage, reflektiere ich das?
00:30:49: Markus Also bin ich in der Lage zu reflektieren, dass ich gerade beim Narzissmus auf Punkt 8 bin zum Beispiel und bin ich in der Lage, mich dann zurückzuregulieren?
00:30:56: Markus Also Trump zum Beispiel, aus meiner Sicht zumindest, ich kenne ihn nicht persönlich, aber der kann das nicht.
00:30:57: David Symhoven Ja.
00:30:57: David Symhoven Ja.
00:31:01: Markus Der ist Narzisst und der lebt diesen Narzissmus und reflektiert das aber auch nicht und hat keine Chance, sich da zu regulieren.
00:31:07: Markus Und bei mir ist es so, bei mir ist Narzissmus natürlich auch angelegt und auch Psychopathismus und alles, aber ich denke mal, dass ich da in der Lage bin, das zu reflektieren, also immer wieder zu reflektieren und dann eben auch zu regulieren und zu merken, jetzt gerade geht der Narzissmus zu hoch und jetzt fahre ich den mal wieder runter.
00:31:21: Markus Und wenn ich diese Fähigkeit habe, diese Selbstreflektionsfähigkeit, glaube ich, das ist, glaube ich, das Idealbild auch aus meiner Sicht für eine Führungskraft, ja.
00:31:30: David Symhoven Ja, ja, ja.
00:31:33: David Symhoven Und es ist ja vor allem in Kontext getrieben.
00:31:35: David Symhoven Also manchmal braucht es ja dann eben mehr vielleicht Narzissmus, mehr Durchsetzungsstärke, mehr Psychopathismus.
00:31:41: David Symhoven Aber in einer anderen Situation ist es vollkommen unangemessen.
00:31:44: David Symhoven Dann wäre es gut, wenn ich es in dieser Situation nicht auslebe.
00:31:44: Markus Genau.
00:31:45: Markus Ein gutes Beispiel ist zum Beispiel in der Sterbebegleitung, wenn der Mensch dann stirbt oder wenn, sagen wir mal, eine schwierige Situation ist in der Familie und dann alle Panik schieben und alle weinen.
00:31:56: Markus Wenn ich dann empathisch bin und mit denen zusammen weine, bringt denen das überhaupt nichts, sondern die brauchen dann jemanden Stabiles, der sozusagen Halt gibt.
00:32:03: Markus Und das kann ich nur, wenn ich eben als Psychopath quasi auf dieser Skala irgendwie den Psychopathismus nach oben schraube, um mich eben mehr abzukoppeln von den Menschen, von den Gefühlen dieser Menschen.
00:32:11: David Symhoven Ja.
00:32:11: David Symhoven Ja.
00:32:11: David Symhoven Ja.
00:32:12: Markus Wenn ich das nicht tue, bin ich quasi keine Hilfe für die.
00:32:15: Markus Und das ist ein gutes Beispiel, was ich oft erlebe, wo so ein Psychopathismus quasi ein bisschen nach oben geschraubt wird.
00:32:22: Markus Und das Wichtige ist eben nur, dass man das erkennt und dass man auch in der Lage ist, das wieder zurückzuregulieren.
00:32:27: David Symhoven Ja, eine provokante Frage habe ich noch an dich, bevor wir dann vielleicht auch ein bisschen mehr Richtung Nui zu sprechen kommen.
00:32:34: David Symhoven Und zwar Dieter Lange, das ist einer von den großen Persönlichkeitscoaches hier in der DACH-Region, der hat mal wortwörtlich sowas gesagt wie, gemacht zu haben, befreit vom Machen müssen.
00:32:45: David Symhoven Und jetzt würde ich dich gerne fragen, ist es nicht leicht aus deiner Position heraus, als erfolgreicher Gründer, Topmanager, der wahrscheinlich alles hat, was man sich irgendwie vorstellen kann, zu sagen, dass Geld, teure Uhren, schnelle Autos, luxuriöse Wohnungen und so weiter nicht glücklich machen?
00:32:57: David Symhoven Mhm.
00:33:00: Markus Ja, also ich bin auch mir nicht ganz sicher, ob man tatsächlich, ohne das mal gehabt zu haben und erlebt zu haben, ob man zu dieser Erkenntnis kommen kann.
00:33:08: Markus Also ich glaube, manche Menschen können das schon, andere können das nicht.
00:33:11: Markus Ich glaube, andere Menschen müssen diese Erfahrung erst machen.
00:33:13: Markus Also die müssen weiter nach dem streben, müssen sich dann mal ein teures Auto kaufen und müssen dann die Erfahrung machen, dass es nicht glücklich macht.
00:33:20: Markus Andere können das vielleicht antizipieren.
00:33:22: Markus Also insofern würde ich das niemandem vorwerfen, wenn der mir sagt, das, was du da erzählst, du redest sicher leicht, dann würde ich sagen, er macht die Erfahrung selber.
00:33:31: Markus Aber ich glaube schon, und das habe ich auch gelernt oder festgestellt, dass Frauen beispielsweise da deutlich besser antizipieren können und dass es auch immer mehr junge Menschen gibt, unter den Studenten zum Beispiel, die das jetzt nicht mehr ausprobieren müssen.
00:33:45: Markus Also es gibt ja so bestimmte Dinge, ich meine, ich muss auch kein Heroin nehmen, um zu wissen, dass ich das nicht gut finde.
00:33:48: Markus Also manche Sachen muss ich nicht selber erleben, um mich dagegen zu entscheiden.
00:33:50: David Symhoven Ja, das stimmt.
00:33:50: David Symhoven Ja, ne.
00:33:52: Markus Und ich glaube, dass wenn man da so eine Inspiration, so eine Geschichte hört von jemandem, dem man glaubt und das dann nachvollziehen kann, dann muss man es nicht selber erlebt haben.
00:34:00: Markus Ich meine, es ist auch immer eine Frage mit dem Geld natürlich des Levels, des Niveaus.
00:34:04: Markus Also wenn ich natürlich jetzt einem Obdachlosen sage, Geld macht nicht glücklich, dann ist das eine sehr höhnische Angelegenheit, weil denen würde wahrscheinlich ein bisschen Geld, würde dem schon helfen.
00:34:13: Markus Also es gibt einfach einen bestimmten Punkt, ab dem Geld dann nicht mehr glücklich macht.
00:34:17: Markus Und wo dieser Punkt liegt, das wird auch in der Wissenschaft übrigens extrem diskutiert.
00:34:21: Markus Man hat lange Zeit, ist man davon ausgegangen, dass dieser
00:34:24: Markus diese Korrelation zwischen mehr Gehalt und Glück empfinden, dass die bei 100.000 ungefähr aufhört und dann quasi flach wird und danach sogar wieder runtergeht.
00:34:34: Markus Inzwischen geht man wohl davon aus, dass es ein bisschen höherer Betrag ist oder vielleicht sogar ein deutlich höherer Betrag.
00:34:40: Markus In meiner Erfahrung war es immer so, dass in dem Moment, wo ich mehr Geld habe, als ich ausgeben kann, dass da nicht die Probleme beginnen, weil dann muss man sich Gedanken machen, was mache ich mit dem Geld, wo lege ich das an, dann habe ich Sorgen darum, dass das Geld eben verbrennt, also dass die Anlagen nicht funktionieren.
00:34:54: Markus Und dann habe ich eigentlich, und das ist meine Erfahrung auch gewesen, ähnliche Sorgen wie jemand, der Schulden hat.
00:34:58: Markus Ich hatte ja auch Schulden, als ich meine erste Firma gegründet habe.
00:35:01: Markus Da habe ich
00:35:02: Markus 250.000 Euro insgesamt von Familie, verschiedenen Banken aufgenommen, um die Firma eben immer wieder mit zu finanzieren und mich zu finanzieren als Unternehmer.
00:35:10: Markus Und als ich dann eben den Exit dann geschafft hatte und eben dann viel Geld auf dem Konto war und dann auf einmal die Frage war, was machst du jetzt mit diesem Geld, hat sich das sehr ähnlich angefühlt, diesem Gefühl vorher Schulden zu haben.
00:35:22: Markus Also ich habe mal provokativ gesagt,
00:35:26: Markus Ob man minus eine Million oder plus eine Million auf dem Konto hat, ist vom Gefühl her sehr ähnlich.
00:35:30: Markus Das ist sehr provokativ, aber da ist, glaube ich, ein wahrer Kern dran.
00:35:32: David Symhoven Ja, okay.
00:35:32: David Symhoven Spannend.
00:35:33: David Symhoven Ja.
00:35:37: Markus Und das bedeutet im Umkehrschluss natürlich auch jemand, der mit minus einer Million nicht zufrieden ist, ist mit einer Plusmillion auch nicht zufrieden.
00:35:45: Markus weil das Geld an sich quasi nicht der entscheidende Faktor ist.
00:35:48: Markus Denn das braucht es und ich brauche natürlich auch einen bestimmten Lebensstandard mit bestimmter Sicherheit, damit ich überhaupt eben mich um Dinge kümmern kann, wie Selbstentwicklung und Persönlichkeitsentwicklung.
00:35:58: Markus Ich glaube, wenn ich jetzt täglich eben ums Überleben kämpfen muss, dann spielt das keine Rolle.
00:36:02: Markus Das ist die Maskelofsche Pöveravide, die kennen wir alle.
00:36:04: Markus Aber ab einem bestimmten Level, glaube ich, macht es dann keinen Sinn, eben da weiter auf diesen Weg zu gehen.
00:36:11: David Symhoven Ja, okay.
00:36:14: David Symhoven Dann würde ich langsam mal den Schwenk auch Richtung Nui machen und auch zu deiner Rolle als Geschäftsführer und Gründer.
00:36:21: David Symhoven Ein bisschen hast du die Frage, glaube ich, schon beantwortet.
00:36:23: David Symhoven Ich würde sie dir jetzt trotzdem gerne nochmal stellen.
00:36:25: David Symhoven Also du führst ein Unternehmen und gleichzeitig schreibst du so ein zutiefst persönliches Buch.
00:36:31: David Symhoven Wo endet für dich Rolle und wo beginnt das Ich, also der Markus?
00:36:39: Markus Ja, also das gehört für mich schon seit einer ganzen Weile zusammen.
00:36:39: David Symhoven Oder gehört das für dich schon längst zusammen?
00:36:45: Markus Spätestens nachdem ich diese beiden Persönlichkeiten, die ich vorher beschrieben habe, zusammen oder ich habe eine losgelassen und dann die Qualitäten, die mir bei der Losgelassenen wichtig waren, dann später wieder in die persönliche integriert, würde ich mal so sagen.
00:36:48: David Symhoven Ja, genau.
00:37:00: Markus Also das heißt, für mich ist das inzwischen alles eins.
00:37:02: Markus Also wenn ich ein Interview gebe, dann spreche ich über Nui genauso wie über mein Hospiz und über
00:37:10: Markus das Buch, also das heißt, das fließt für mich alles ineinander und hat alles miteinander zu tun auch.
00:37:16: Markus Also mein Leben ist ja schon so, dass ich jetzt nicht
00:37:19: Markus irgendwie dieses Wort Life Balance finde ich ganz furchtbar zum Beispiel.
00:37:23: Markus Also hier hat man sein Leben und hier hat man seine Arbeit.
00:37:25: Markus Also Work-Life-Balance.
00:37:25: David Symhoven Ja.
00:37:26: Markus Ich habe hier Arbeit und hier Leben.
00:37:27: Markus Stimmt ja nicht.
00:37:28: Markus Ich habe ein Leben und da spielt halt die Arbeit eine Rolle.
00:37:30: Markus Aber ich muss eine Life Balance schaffen.
00:37:33: Markus Und für mich ist diese Life Balance eben, die fühlt sich für mich recht ausbalanciert an.
00:37:38: Markus Also wie gesagt, ich bin ja nicht am Ende.
00:37:40: Markus Also es geht weiter, aber es fühlt sich schon auf dem richtigen Weg an.
00:37:43: Markus Und diese Sachen haben für mich aber alle miteinander zu tun.
00:37:46: Markus Deswegen gibt es da keine klassische Trennung zwischen
00:37:49: Markus jetzt bei einem Job als CEO bei Nui oder meiner Post-Biz-Tätigkeit oder auch mich als private Person.
00:37:57: Markus Ich fühle das nicht so als getrennt.
00:37:58: Markus Natürlich gibt es Situationen, wo ich beispielsweise jetzt im Job, also auf der Bühne oder auch im Unternehmen manchmal in eine bestimmte Rolle stärker ausgeprägt spielen muss, als ich es vielleicht privat machen würde.
00:38:11: Markus Also ich glaube zum Beispiel, dass man...
00:38:14: Markus manchmal Mitarbeitern einfach eine klare, zuversichtliche Haltung ausstrahlen muss, auch wenn ich vielleicht innerlich nicht ganz so sicher bin, wie ich das nach außen ausstrahle, einfach um die auch zu beruhigen und zu sagen, was mal auf, ich kümmere mich drum, ich bin derjenige, der sich um diese Herausforderung kümmert und ihr kümmert euch um euren Job und ihr müsst euch keine Sorgen machen um die Zukunft der Firma.
00:38:20: David Symhoven Ja.
00:38:36: Markus Und da gibt es schon so Situationen, wo ich in eine Rolle schlüpfe, natürlich einfach um das, was ich gerade geschrieben habe, zu erreichen.
00:38:42: Markus Aber selbst das ist ja kein permanenter Zustand, sondern das ist halt dann mal für eine bestimmte Situation in eine Rolle gegangen und dann gehe ich auch wieder raus aus der Rolle.
00:38:51: David Symhoven Ja, aber genau dieser innere Konflikt, den du ja auch beschrieben hast in deinem Buch mit diesen zwei Persönlichkeiten, ich glaube, du hast jetzt das Glück oder du hast dir dein Leben so gestaltet, dass du jetzt diese beiden Persönlichkeiten zusammengebracht hast und vermutlich, ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass genau daran viele Führungskräfte scheitern, weil sie sich sozusagen vermutlich für die eine Seite entscheiden, aber nicht bewusst mitbedacht haben, dass es halt einen Preis hat auf der anderen Seite, dass sie dann einen anderen Teil, eine andere Persönlichkeit vielleicht ignorieren.
00:39:22: Markus Also meine Erfahrung, ich habe mit vielen, vielen Führungskräften gesprochen, mal über mehrere Jahre mit Top-Führungskräften eines großen deutschen Konzerns immer wieder gesprochen.
00:39:31: Markus Das war Teil des Führungskräftetrainings damals, da haben die quasi eine Stunde mit mir verbringen müssen.
00:39:34: David Symhoven Ja.
00:39:37: Markus Und meine Erfahrung ist die, dass oft diese Top-Führungskräfte einen Schritt nicht gehen, weil sie vor dem Angst haben und zwar mal auf ihr Leben gucken, also objektiv aufs Leben schauen und mal überlegen, lebe ich in meinem Leben eigentlich die Dinge, die mir wichtig sind oder erfülle ich vielleicht eben die Erwartungen anderer.
00:39:53: Markus Also das Problem bei erfolgreichen Menschen ist ja, dass man von überall auswirkt.
00:39:57: Markus Unterstützung und Wertschätzung bekommt.
00:39:59: Markus Also jeder sagt ja, toll, was du für eine Karriere gemacht hast, Wahnsinn, was du für Geld verdienst, Wahnsinn, was du für eine Verantwortung hast und so weiter.
00:40:06: Markus Das heißt, alle sozusagen unterstützen einen in dieser Position, aber ob man selber in der Position sich dann wirklich gut fühlt, das hinterfragen viele gar nicht, weil sie, glaube ich, angstvolle Antwort haben.
00:40:16: Markus Weil wenn die Antwort die ist, es gibt noch ein paar andere Sachen, die mir auch wichtig wären, dann müssten sie ja eine Konsequenz daraus ziehen.
00:40:22: Markus und müssten ihr Leben verändern.
00:40:23: Markus Und Veränderung ist immer erst mal mit Angst belegt bei uns Menschen, weil wir nicht wissen, was passiert.
00:40:27: Markus Wir sind ja Sicherheitsfanatiker als Menschen.
00:40:30: Markus Und eine Veränderung kann natürlich ein besseres Ergebnis rausbringen, aber auch ein schlechteres Ergebnis.
00:40:35: David Symhoven Ja.
00:40:35: Markus Deswegen bleiben Menschen oft in einer schlechten Situation, weil sie Angst haben, es wird noch schlechter durch eine Veränderung.
00:40:40: Markus Und ich glaube, diese Frage, lebe ich das Leben so, wie ich es möchte, die trauen sich viele eben nicht zu stellen, viele Führungskräfte nicht zu stellen, weil sie Angst vor der Antwort und dann Angst vor den Konsequenzen haben, die sie dann tätigen müssten.
00:40:52: David Symhoven Ja, und gleichzeitig ist es halt auch ein Spiel.
00:40:55: David Symhoven Es ist wie ein Rausch, weil Erfolg macht ja Erfolg wahrscheinlicher.
00:40:58: David Symhoven Das ist ja die große, ja man kann sagen Ungerechtigkeit.
00:41:02: David Symhoven Also die, die viel haben, für die ist es sehr, sehr leicht noch mehr anzuhäufen, weil sie sehr, sehr viel Support von überall anders her kriegen.
00:41:10: David Symhoven Genau und deswegen macht es es glaube ich noch schwieriger aus diesem erfolgreichen Spiel auszusteigen, weil sich die Frage zu stellen, will ich das Spiel überhaupt spielen, aber offensichtlich bin ich gut darin, weil ich habe Erfolg, macht es natürlich auch einfach das Spiel einfach weiter zu spielen.
00:41:25: Markus Das stimmt.
00:41:26: Markus Auf der anderen Seite, ich hatte bei Blackberry damals noch ein normales Notizbuch, wo man wirklich reinschreibt tatsächlich und da war ein Aufkleber drauf und da stand drauf, ich muss nicht alles tun, was ich kann.
00:41:36: Markus Also nur weil ich was kann, heißt das nicht, dass ich es tun muss.
00:41:36: David Symhoven Ja, ja, ja, exact.
00:41:39: Markus Jetzt kann es natürlich sein, dass ich der perfekte Tennisspieler bin, aber überhaupt keinen Spaß dabei habe.
00:41:43: Markus Warum soll ich dann Tennisspieler werden?
00:41:44: Markus Also selbst wenn ich da erfolgreich bin, wenn mir das keinen Spaß macht.
00:41:48: Markus dann mache ich doch die Aufgabe nicht.
00:41:49: Markus Und ich glaube, das ist eben die Frage.
00:41:51: Markus Also der Erfolg an sich, Dinge anzuhäufen, an sich ist ja erstmal keine Qualität oder kein Wert.
00:41:57: Markus Also wenn ich jetzt dann null Spaß dabei habe und ständig reicher und reicher werde und aber eigentlich überhaupt keine Freude dabei empfinde, wofür mache ich das dann?
00:42:03: Markus Am Ende des Tages, auch das sagen viele Menschen, man kann eh nichts mitnehmen.
00:42:07: Markus Also wir gehen alle.
00:42:08: Markus Die einzige Sicherheit im Leben, die wir haben, ist, dass wir alle sterben werden.
00:42:11: Markus Wofür tue ich es dann?
00:42:13: Markus Und ich glaube,
00:42:15: David Symhoven Die Frage ist, welchen Bewertungsmaßstab man anlegt.
00:42:17: David Symhoven Wenn man jetzt gesellschaftlich drauf guckt, würde man ja sagen, gesellschaftlich sind die Leute, die viel Geld verdienen und an Top-Management-Positionen sind, sehr erfolgreich.
00:42:27: David Symhoven Du plädierst jetzt sozusagen auch mit dem Buch dafür, eine andere Bewertungsskala anzulegen und eher nach innen zu gucken, anstatt nach außen.
00:42:32: David Symhoven Ja.
00:42:34: Markus Genau.
00:42:34: Markus Die Frage ist ja, wie ich mich fühle.
00:42:35: Markus Also ehrlich gesagt ist es ja jetzt mal auch objektiv gesehen völlig irrelevant, ob mich hunderttausend Menschen toll finden, wenn ich mich selber kacke finde.
00:42:44: Markus Dann bringt mir das erstmal überhaupt nichts.
00:42:47: Markus Und das ist der Bewertungsmaßstab, glaube ich, den es braucht.
00:42:49: Markus Am Schluss, deswegen haben die Menschen ja auch so viel bereut, dass sie eben nicht ihr eigenes Leben gelebt haben, sondern das, was andere von ihnen erwarten, weil sie irgendwann gemerkt haben und oft eben erst im Angesicht des Todes gemerkt haben,
00:43:00: Markus Ich wollte eigentlich nie in dieser Rolle sein, die ich mein Leben lang gespielt habe, wo ich viel Anerkennung bekommen habe, aber eigentlich nie meine eigenen Qualitäten eben gelebt habe.
00:43:10: David Symhoven Ja, schön.
00:43:13: David Symhoven Kommen wir zu Nui.
00:43:15: David Symhoven Genau.
00:43:16: David Symhoven Erzähl doch gerne mal, Nui, wie kam es dazu und was macht Nui überhaupt?
00:43:21: Markus Genau, also zu Nui kam es, weil ich als Sterbebegleiter jetzt schon, glaube ich, neun Jahre unterwegs bin.
00:43:26: Markus Und ich habe vorher gesagt, dass ich oft die Angehörigen entlaste bei dieser Situation.
00:43:31: Markus Und diese Angehörigen, die zu Hause pflegen, habe ich dann später erfahren, da gibt es neun Millionen Menschen in Deutschland, die in so einer Situation sind.
00:43:39: Markus Also jemanden, Angehörigen zu Hause zu pflegen.
00:43:41: Markus Inzwischen nennt man das Zu- und Angehörige.
00:43:44: Markus Also es können auch Zugehörige sein, Freunde sein, Bekannte sein, die die Pflege übernehmen.
00:43:48: Markus Und die haben mir dann oft Geschichten erzählt aus dieser Pflegereise, die im Schnitt sechs Jahre und drei Monate in Deutschland dauert, die ganz furchtbar waren.
00:43:57: Markus Die haben mir erzählt, dass sie oft viel zu spät erst erfahren haben, dass es zum Beispiel Tagespflegen gibt.
00:44:02: Markus Es gibt in Deutschland Tagespflegen, wo man den pflegebedürftigen Menschen mal tagsüber abgeben kann.
00:44:06: Markus In der Früh bringt man den hin, abends holt man den wieder ab oder es gibt auch Fahrservices teilweise.
00:44:08: David Symhoven Vielen Dank.
00:44:11: Markus Und dann hat man mal einen Tag frei als Angehöriger oder kann sich um andere Dinge kümmern.
00:44:15: Markus Und solche Sachen sind Entlastungsangebote, die oft Angehörige viel zu spät erst erfahren.
00:44:19: Markus Oder auch finanzielle Unterstützung.
00:44:21: Markus Es gibt relativ viel finanzielle Unterstützung in Deutschland von den Kassen, auch vom Staat, die aber eben oft nicht abgerufen werden, weil die Leute entweder nicht wissen, dass sie diesen Anspruch haben oder wenn, dann wissen sie nicht, wie sie ihn abrufen können, also wie sie die Beantragung machen können.
00:44:35: Markus Und das waren so ganz extreme Geschichten, die ich da immer wieder gehört habe.
00:44:38: Markus Ich habe Menschen erlebt, denen sind die Haare ausgefallen nach sechs Jahren Pflege.
00:44:42: Markus Die waren selber Pflegefälle danach, die sind in
00:44:44: Markus starke Depressionen gefallen, die sind ins Burnout gekommen.
00:44:47: Markus Es gibt eine Statistik, die sagt, dass 50 Prozent, also 49,6 Prozent aller pflegenden Angehörigen im Laufe dieser Reise irgendwann mal psychische Probleme kriegen.
00:44:47: David Symhoven Ja.
00:44:55: Markus Und ich dachte mir damals, also da muss es doch auch mehr Unterstützung geben, bessere Unterstützung geben und vor allem, nachdem ich ja aus der digitalen Welt komme, auch digitale Unterstützung.
00:45:04: Markus Und die habe ich nicht gefunden.
00:45:05: Markus Die gab es nicht.
00:45:06: Markus Und dann haben wir damals entschieden, wenn es das noch nicht gibt, dann machen wir das.
00:45:11: Markus Also das Ziel ist quasi, einen digitalen Begleiter für pflegende Angehörige zu entwickeln.
00:45:16: Markus Da haben wir auch schon eine App, die das macht, die in die Richtung geht.
00:45:20: Markus Wir haben am Anfang, als wir begonnen haben, ich glaube, über 200 pflegende Angehörige interviewt.
00:45:25: Markus Und wenn wir denen am Schluss die Frage gestellt haben und gesagt haben, wenn du jetzt mal träumen könntest und es gäbe keine Grenzen, was wäre denn für dich das Idealszenario quasi, wenn du dir was wünschen dürftest?
00:45:35: Markus Und dann haben die eigentlich fast alle gesagt, also was toll wäre, wenn ich jemanden hätte, der neben mir steht, 24 Stunden, sieben Tage die Woche.
00:45:42: Markus der sich mit Pflege auskennt, der Experte ist in der Pflege, der mir alle Fragen beantwortet und der mir nicht nur Fragen beantwortet, sondern mich auch auf Dinge hinweist, die ich gar nicht sehe und deswegen auch keine Fragen stellen kann.
00:45:52: Markus Und das ist eigentlich unser Ziel, genau so einen digitalen Avatar, einen digitalen Assistenten zu entwickeln, der genau diese Aufgabe übernimmt, der immer da ist, den ich immer ansprechen kann und der mich auch auf Dinge hinweist durch die Daten, wo er immer mehr Daten bekommt von der Situation,
00:46:08: Markus eben auch prädiktiv sagen kann, was man auf, achte mal darauf, weil das könnte in den nächsten Monaten passieren.
00:46:13: Markus Darauf arbeiten wir hin und wir sind da, glaube ich, schon auf einem guten Weg.
00:46:17: Markus Wir verkaufen die App an die Krankenkassen.
00:46:21: Markus Das heißt, wir haben aktuell drei große Kassen, die unsere App einkaufen quasi und dann kostenfrei an ihre Kunden weitergeben, die in so einer Pflegesituation oder in so einer pflegenden Angehörigenrolle sind.
00:46:21: David Symhoven Ja, spannend.
00:46:35: David Symhoven Und wie seid ihr organisiert?
00:46:37: David Symhoven Also, ja genau, wie seid ihr organisiert?
00:46:40: David Symhoven Wie habt ihr euch intern aufgestellt?
00:46:42: Markus Also wir sind aktuell 25 Mitarbeiter, sind tatsächlich verteilt über ganz Deutschland.
00:46:46: Markus Es hat sich während Corona so ergeben.
00:46:47: Markus Wir waren am Anfang wirklich nur in München und während Corona sind natürlich dann alle ins Homeoffice.
00:46:53: Markus Und damals haben wir dann noch neue Mitarbeiter gesucht.
00:46:55: Markus Und in München Entwickler zu finden, ist nicht ganz so einfach.
00:46:58: Markus Da gibt es Google, da gibt es Meta, da gibt es Apple, die alle extrem viele Entwickler suchen.
00:47:04: Markus Und insofern haben wir festgestellt, hey, da gibt es einen tollen Entwickler in Stuttgart, da gibt es einen tollen in Frankfurt, einer sitzt in Leipzig.
00:47:09: Markus Einer sitzt in Dortmund, also die sind inzwischen alle verteilt über ganz Deutschland.
00:47:13: Markus Wir sitzen im Homeoffice quasi.
00:47:15: Markus Wir haben in München zwar ein Büro, weil wir hier noch, glaube ich, sieben Leute hier in der Gegend haben.
00:47:19: Markus Wir haben in Berlin fünf Leute, glaube ich, aktuell und die können dann in so ein Coworking-Space gehen, wenn sie möchten.
00:47:26: Markus Wir treffen uns einmal im Quartal für zwei Tage, entweder in München oder in Berlin.
00:47:30: Markus Das sind so die beiden Hubs quasi, wo alle Mitarbeiter zusammenkommen.
00:47:33: Markus Da machen wir einen Tag Workshops, also Arbeitsebene quasi und dann einen Tag noch Socializing.
00:47:39: Markus Da gehen wir dann Bogenschießen oder wir waren Wandern oder wir sind letztes Mal in Berlin eine Spreefahrt gemacht.
00:47:45: Markus Also einfach...
00:47:46: Markus Socializing quasi, damit sich die Mitarbeiter oder wir uns alle untereinander eben auch auf der persönlichen Ebene begegnen und das funktioniert recht gut, dieses Einmal im Quartal und diese Remote-Arbeit, die wir sonst machen, funktioniert auch sehr gut.
00:47:58: Markus Wir haben verschiedene Teams, wir haben also neben mir habe ich noch drei Mit-Management-Kolleginnen,
00:48:06: Markus Das heißt, wir haben eine, die den ganzen Produktbereich leitet, wir haben eine, die den Marketingbereich leitet und wir haben einen, der den technischen Bereich leitet.
00:48:15: Markus Ich bin für Vertrieb zuständig und natürlich für alles, was irgendwie so die Außenkommunikation angeht.
00:48:19: Markus Und in diesen vier sozusagen Segmenten haben wir eben diese vier Führungskräfte, von denen ich gerade gesprochen habe, und die führen die Teams.
00:48:26: Markus Wir im Management-Team quasi tauschen uns natürlich auch regelmäßig aus und ständig aus, machen aber auch viel gemeinsam.
00:48:33: Markus Aber dadurch, dass wir 25 Leute sind,
00:48:35: Markus Jetzt sind wir noch ein kleines Team.
00:48:37: Markus Das heißt, wir haben jetzt da keine krassen Hierarchien, sondern wir arbeiten da sehr kollaborativ zusammen.
00:48:45: David Symhoven Eint euch alle dieses Thema Sterbebegleitung und Pflege?
00:48:49: David Symhoven Also hat da jeder von euch einen Bezug zu?
00:48:50: David Symhoven Ja.
00:48:51: Markus Also Sterbebegleitung jetzt nicht.
00:48:53: Markus Das ist ja auch quasi erst der letzte Teil der Pflege.
00:48:55: Markus Aber was uns, glaube ich, alle eint, und das ist durchaus unterschiedlich auch stark ausgeprägt, würde ich mal sagen, aber trotzdem, glaube ich, eint uns alle, dass alle das Gefühl haben, was Sinnvolles zu tun.
00:49:04: Markus Also wir haben tatsächlich teilweise Initiativbewerbungen, also häufiger sogar Initiativbewerbungen von Menschen, die sagen, ich weiß, ich komme jetzt aus dem Großkonzern, ich verdiene bei euch nur noch die Hälfte oder verdiene weniger bei euch, aber ich möchte endlich was Sinnvolles tun.
00:49:17: Markus Und ich glaube, das vereint tatsächlich alle bei uns, wie gesagt, unterschiedlich stark ausgeprägt.
00:49:22: Markus Es gibt durchaus auch Leute, die sagen, vielleicht...
00:49:24: Markus Mich reizt vor allem die Aufgabe, da so einen digitalen Avatar zu entwickeln.
00:49:28: Markus Das ist technisch super anspruchsvoll, aber selbst die, würde ich mal behaupten, haben mit 10, 20 Prozent noch diesen Anteil dabei, zu sagen, ja, ich weiß, dass das was Sinnvolles ist.
00:49:34: David Symhoven Ja, schön.
00:49:40: David Symhoven Jetzt vielleicht kriegen wir sogar den Schwenk hin, um beide Themen zusammenzubringen, weil ich schaue, du hast ja mein Buch auch gelesen, wie ich weiß.
00:49:47: David Symhoven Ich betrachte Organisationen ja als soziale, komplexe Systeme.
00:49:49: David Symhoven Die haben ja auch ihr Eigenleben, ganz ähnlich wie wir Menschen auch.
00:49:54: David Symhoven Organisationen können auch ihre ganz speziellen Eigenarten und Muster ausbilden.
00:50:00: David Symhoven Also genau, wenn wir reflektiert sind, dann können wir unsere Muster betrachten.
00:50:04: David Symhoven Ich finde, das Gleiche gilt auch für Organisationen.
00:50:05: David Symhoven Auch die brauchen eine Reflektionsfähigkeit.
00:50:09: David Symhoven Welche Muster würdest du sagen hat Nui?
00:50:10: David Symhoven Ja.
00:50:10: David Symhoven Ja.
00:50:12: Markus Also zuerst mal vielleicht, wir reflektieren schon auch immer wieder unsere Way of Working, nennen wir das quasi.
00:50:19: Markus Also unsere Sprache intern ist Englisch, weil wir international aufgestellt sind und auch Menschen, die zwar in Deutschland leben, aber teilweise aus Mexiko oder Uganda oder sonst woher kommen.
00:50:29: Markus Und dieses Way of Working, also quasi wie wir zusammenarbeiten und auch diese kulturelle Komponente eben, also wie ist die Kultur im Unternehmen, die adressieren wir immer wieder bei diesen quartalsweisen,
00:50:41: Markus zahlweise in Meetings, die wir machen.
00:50:42: Markus Also in dem Workshop-Teil quasi gibt es immer auch einen Bereich, wo wir überlegen, was läuft gut, was läuft nicht gut.
00:50:42: David Symhoven Mhm.
00:50:48: Markus Gibt es irgendwelche kulturellen Themen?
00:50:49: Markus Wir haben natürlich auch Werte definiert fürs Unternehmen, die wir leben wollen, die wir auch immer wieder versuchen dann zu klarifizieren.
00:50:56: Markus Also beispielsweise, wir haben der Wert Vertrauen beispielsweise ist einer der Werte.
00:51:00: Markus Also wir versuchen ein sehr vertrauensvolles Miteinander zu haben.
00:51:03: Markus Und was wir mal definiert haben beim Thema Vertrauen, ist, dass wir gesagt haben, wir versuchen immer dem anderen zu
00:51:09: Markus erst mal zu unterstellen, dass er sein Bestes gibt.
00:51:11: Markus Also quasi mit einer Haltung dem anderen gegenüber zu treten und zu sagen, selbst wenn der jetzt einen Fehler gemacht hat, er hat sein Bestes versucht und es hat halt in dem Fall nicht funktioniert.
00:51:19: Markus Das ist eine ganz andere Haltung, als zu sagen, du bist zu blöd dazu oder du hast dich nicht angestrengt oder bist zu faul dazu.
00:51:19: David Symhoven Mhm.
00:51:19: David Symhoven Mhm.
00:51:25: Markus Und das führt, glaube ich, zu so einem Umgang miteinander, den ich schön finde, weil man eben erst mal jedem unterstellt, er gibt sein Bestes.
00:51:34: Markus Und dann, wenn Fehler passieren und ich glaube, wir haben eine Fehlerkultur, die
00:51:39: Markus die sehr gut ist.
00:51:39: Markus Also ich glaube, bei uns haben Menschen nicht die Angst, Fehler zu machen.
00:51:43: Markus Wir diskutieren die Fehler dann und versuchen eben daraus zu lernen.
00:51:47: Markus Mir ist es immer ganz wichtig, dass wir nicht dieses Blamespiel spielen.
00:51:50: Markus Und wenn ein Fehler passiert, dann sage ich auch immer, mir ist es egal, wer dafür verantwortlich ist.
00:51:53: Markus Weil wenn wir jetzt eine Woche lang den Schuldigen finden und ihn gefunden haben, haben wir nichts erreicht dadurch.
00:51:58: David Symhoven Nichts gewonnen, ja.
00:52:00: Markus Wir müssen gucken, dass wir den Fehler jetzt beheben, dass wir vielleicht daraus lernen, was wir beim nächsten Mal anders machen können.
00:52:05: Markus Aber wer genau dafür verantwortlich war, ist mir völlig egal.
00:52:09: Markus Und das, glaube ich, ist in der Kultur auch verankert, denke ich.
00:52:13: Markus Ich überlege gerade, was wir sonst noch für Züge als Nui haben.
00:52:20: Markus Ich glaube, was spannend ist bei uns, also das zeigt sich auch im Führungsteam und das, glaube ich, geht auch über auf die Belegschaft, dass wir so zwei Strömungen haben.
00:52:29: Markus Die einen, die Dinge immer möglichst schnell und am liebsten gleich machen würden und andere, die ein bisschen vorsichtiger sind und lieber nochmal drüber schlafen wollen und irgendwie Perfektion sozusagen reinbringen wollen in die Sache,
00:52:38: David Symhoven Ja, ja.
00:52:39: Markus Und das ist aber schön, also bei uns im Führungsteam gibt es das auch und das ist ja wichtig, diese beiden Positionen, weil ich glaube, dass man dann, wenn man sich annähert eben, genau die goldene Mitte findet am Schluss, die gesunde Mitte, weil es ja weder gut ist, ich sage jetzt mal, was sofort einfach rauszuhauen, ohne es vorher zu überprüfen, noch ist es gut, irgendwie zwei Wochen lang einen Text, der eine Seite hat, zu perfektionieren, bis er am Schluss irgendwie...
00:53:04: Markus over-engineered ist, sondern da braucht es die Mitte und ich glaube, das funktioniert auch bei uns ganz gut, dass wir so die richtige Balance schaffen zwischen Dinge eben tun und schnell sein, weil als Startup haben wir einen unserer großen Vorteile, als Startup ist ja schnell zu sein, jetzt im Verhältnis zu anderen größeren Unternehmen, aber eben trotzdem einen bestimmten Qualitätsanspruch zu haben und ich glaube, das gelingt uns auch ganz gut, ja.
00:53:26: David Symhoven Ja, das ist einer der vielen Paradoxien, die es halt so in Unternehmen gibt.
00:53:29: David Symhoven Und ich glaube, das ist cool und so klingt es jetzt gerade für mich, dass man gar nicht den Anspruch hat, das lösen zu wollen.
00:53:33: David Symhoven Also viele Unternehmen tappen in die Falle, dass sie dann sagen, wir entscheiden das jetzt so und so und dann ist es für alle Zeit so.
00:53:40: David Symhoven sondern dass man das über einen Aushandlungsprozess, über einen sozialen Aushandlungsprozess für die Situation angemessen jetzt temporär entscheiden muss.
00:53:46: Markus Genau.
00:53:47: David Symhoven Und beim nächsten Mal ist es vielleicht wieder ganz anders, dass man einfach erkennt, dass es da zwei gleichwertige Positionen gibt, die beide ihre Berechtigung haben, aber irgendwann muss man sich halt entscheiden für eine Seite oder es irgendwie zusammenbringen.
00:53:59: Markus Ja, oder die Mitte eben finden am Schluss, genau.
00:53:59: David Symhoven Genau, ja, ja.
00:54:02: Markus Weil ich glaube jetzt als Beispiel, wenn ich jetzt über einen Text zwei Wochen lang brüte, wäre vielleicht nicht besser, als wenn ich nur eine Woche mir Zeit nehme.
00:54:09: Markus Und durch die Leute, die sagen, wir müssen es jetzt schnell machen,
00:54:09: David Symhoven Ja, genau.
00:54:12: Markus Wird der Prozess vielleicht dann reduziert auf eine Woche?
00:54:14: Markus Wenn es nach denen ginge, würden sie es nach einem Tag schon rausschicken, aber nach einer Woche hat man vielleicht einen Text, wo diese 80-20-Regel gilt und es eben ausreichend gut ist, um es dann als Pressemitteilung zum Beispiel zu verschicken.
00:54:26: David Symhoven Ja.
00:54:29: David Symhoven Machst du jetzt bei Nui irgendwas anders, was du früher anders gemacht hättest?
00:54:33: David Symhoven Also sozusagen die Frage ist, was hast du aus deinen alten Startup-Erfahrungen und deiner Management-Lehre so gelernt, was du jetzt bei Nui ganz anders machst?
00:54:42: Markus Also es gibt ein paar operative Sachen, die ich anders mache und ein paar, ich sage mal, weiche Dinge, die ich anders mache, glaube ich.
00:54:49: Markus Auf der einen Seite habe ich seit Beginn der
00:54:52: Markus der Nui-Reise schon immer das Thema Kultur und auch dieses Thema Werte eben viel stärker mit reingebracht.
00:54:58: Markus Bei Ubitex, bei meiner ersten Firma, hatten wir natürlich auch eine Kultur, die entsteht ja automatisch.
00:55:03: Markus Also eine Kultur ist ja überall da.
00:55:05: Markus Die Frage ist ja nur, versuche ich die Kultur eben bewusst zu gestalten oder entsteht die einfach?
00:55:10: Markus Und bei Ubitex damals, weiß ich noch, da war am Schluss die Kultur nicht so, wie ich mir das vorgestellt hätte.
00:55:15: Markus Deswegen habe ich mir vorgenommen, beim nächsten Mal eben darauf zu achten und von Beginn an eben schon auf dieses Kulturelle, auf die Sachen, die mir wichtig sind, eben auch zu achten.
00:55:22: Markus Als wir begonnen haben, waren wir, glaube ich, damals vier Leute oder fünf Leute.
00:55:26: Markus Da haben wir uns mal zusammengesetzt und haben geguckt, was unsere Werte so sind, was eben von uns wichtig ist und geschaut, ob wir da einen gemeinsamen Nenner finden.
00:55:33: Markus weil ich glaube, diesen gemeinsamen Nenner, den brauchst du zu Beginn schon, weil wenn du mal 20 Leute bist, kriegst du den nicht mehr hin.
00:55:38: Markus Also du musst am Anfang quasi gemeinsame Werte finden und dann ziehst du, glaube ich, auch Leute an, die sich mit diesen Werten eben identifizieren können.
00:55:40: David Symhoven Mhm.
00:55:46: Markus Wenn du mal eine große Gruppe bist, ist es schwer dann, weil wird der gemeinsame Nenner so klein und so schmal, dass er eigentlich nicht mehr wirklich trägt.
00:55:52: Markus Bei einer kleinen Gruppe kann man das noch tun.
00:55:54: Markus Also das Thema Kultur, glaube ich, habe ich anders gemacht.
00:55:57: Markus Und dann ist es sicherlich auch so, dass ich damals aus der Finanzkrise zum Beispiel gelernt habe, da haben wir viel zu spät erst damals auf die Bremse getreten.
00:56:04: Markus Da haben wir immer gedacht, das wird schon, das geht schon.
00:56:06: Markus Und irgendwann haben wir gemerkt, Mist, uns geht das Geld aus.
00:56:09: Markus Also solche Sachen, da durch die Erfahrung weiß man einfach mal regiert heute früher auf konjunkturelle Schwankungen zum Beispiel, ist ein bisschen vorsichtiger mit dem Cash.
00:56:20: Markus Und holt vielleicht lieber ein bisschen zu viel am Anfang rein, auch wenn man denkt, das ist zu viel, weil es am Schluss dann doch immer irgendwelche Probleme gibt oder irgendwelche Dinge sich verzögern.
00:56:27: Markus Und dann ist man froh, wenn man ein bisschen eine Reserve noch hat.
00:56:29: Markus Also das sind so Sachen, die aus der Erfahrung einfach kommen.
00:56:31: Markus Und natürlich auch, dass beispielsweise, wenn jetzt ein Kunde mal absagt oder ein Investor mal abspringt, war das früher immer ein Weltuntergang.
00:56:38: Markus Da hat man gedacht, oh Gott, jetzt finden wir nie wieder jemanden.
00:56:40: Markus Durch Erfahrung weiß man dann, da kommt ein anderer und vielleicht sogar ein besserer.
00:56:45: David Symhoven Ja.
00:56:48: David Symhoven Welche, du hast vorhin auch Management-Praktiken angesprochen, also welche Management-Weisheit glaubst du dir jetzt heute selbst nicht mehr, obwohl du früher davon mal überzeugt warst?
00:57:00: Markus Managementweisheit.
00:57:05: Markus Also ich glaube, dass ich früher viel stärker geglaubt habe.
00:57:09: Markus Ich meine, das ist keine Managementweisheit, weil man weiß heute, dass Authentic Leadership sozusagen eigentlich die Königsdisziplin ist, auch in der Wissenschaft.
00:57:15: Markus Und das würde ich auch unterstreichen.
00:57:17: Markus Ich hätte früher, glaube ich, gesagt, dass eine Führungskraft eben eine sehr starke Persönlichkeit sein muss, die keine Schwäche zeigt und die immer weiß, was zu tun ist.
00:57:26: Markus Und das, habe ich gemerkt, ist definitiv nicht der Fall.
00:57:29: Markus Also ich glaube, authentisch wahrgenommen zu werden, schafft viel mehr Vertrauen bei den Mitarbeitern.
00:57:35: Markus bringt auch viel mehr Menschlichkeit rein, viel mehr Nähe rein und viel mehr Glaubwürdigkeit rein.
00:57:39: Markus Deswegen ist das eine Sache, die ich inzwischen nicht mehr glaube.
00:57:42: Markus Wie mein Buch ausschaut.
00:57:43: David Symhoven Ja, okay.
00:57:46: David Symhoven Dann die Standardabschlussfrage in unserem Podcast ist immer, was hättest du erwartet, was wäre oder was ich dich frage, aber habe ich gar nicht gefragt.
00:58:04: Markus Nee, das hast du mich nicht gefragt, was ich erwartet hätte.
00:58:06: Markus Ich habe ehrlich gesagt, ich versuche immer möglichst erwartungsarm in die Sachen reinzugehen.
00:58:13: Markus Erstens kann man da nicht enttäuscht werden und zweitens ist man dann auch offen für alles.
00:58:17: Markus Insofern habe ich da keine großen Erwartungen gehabt oder keine besonderen Erwartungen gehabt.
00:58:21: Markus Große schon, aber keine besonderen.
00:58:23: Markus Ich glaube, wir haben viele Themen besprochen und fühlt sich auch runter an und gut an.
00:58:27: Markus Insofern habe ich jetzt nichts, was ich dem hinzufügen muss.
00:58:32: David Symhoven Wunderbar.
00:58:33: David Symhoven Dann eine kleine Frage habe ich noch und zwar, wie wäre es, wenn wir eines deiner Bücher verlosen?
00:58:40: David Symhoven Das heißt, dann würde ich einfach wie immer eine LinkedIn-Post aufsetzen zu dieser Folge hier und jeder, der Interesse daran hat, dieses tolle Buch zu gewinnen, der soll einfach kommentieren und unter all denjenigen, die kommentieren, verlosen wir dann einfach ein Exemplar und ich würde mich da einfach bei dir melden, Markus, und sagen, wer der glückliche Gewinner oder die Gewinnerin ist, wenn das für dich okay ist.
00:58:41: Markus Gerne.
00:58:41: Markus Gerne.
00:58:42: Markus Signiere ich auch gerne das Buch, insofern können wir gerne so machen.
00:58:43: Markus Ja.
00:59:04: David Symhoven Ja, noch besser.
00:59:06: David Symhoven Wunderbar.
00:59:07: David Symhoven Markus, dann sage ich vielen lieben Dank für deine Zeit und die spannenden Einblicke und wünsche dir für Nui alles Gute und natürlich auch für dich persönlich und bis bald.
00:59:16: Markus Vielen Dank, David.
00:59:17: Markus Vielen Dank für das Gespräch und für dich natürlich auch alles Gute.
00:59:19: Markus Ciao.
00:59:19: David Symhoven Bis dann.
00:59:20: David Symhoven Ciao.
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