245 - Der Gruppen-Rationalitätstest

Shownotes

Teams sind mehr als nur Gruppen von Menschen – sie sind soziale Systeme mit wechselseitiger Abhängigkeit. Und genau diese Komplexität fasziniert mich immer wieder – sei es in meinen Beratungsprojekten oder im Alltag. Doch wenn ich in neue Teams komme, stellt sich oft die gleiche Frage: Was kann ich eigentlich von meinen Kolleginnen und Kollegen erwarten? Agieren sie rational? Emotional? Oder – realistischerweise – irgendetwas dazwischen?

In dieser Folge stelle ich dir ein einfaches, aber überraschend tiefgründiges Spiel vor, das genau hier ansetzt. Ein Spiel, das ursprünglich aus der Spieltheorie stammt und das ich für den Teamkontext weitergedacht habe. Damit kannst du spielerisch herausfinden, wie stark das Thema Rationalität in deinem Team eigentlich ausgeprägt ist – oder besser gesagt: wie sehr die Teammitglieder davon ausgehen, dass sie selbst und andere rational handeln.

Was dabei herauskommt, kann durchaus überraschen – und liefert wertvolle Impulse für Zusammenarbeit, Erwartungsmanagement und Führung.

Wie das Spiel funktioniert, was spieltheoretische Prinzipien damit zu tun haben und warum völlige Rationalität im Team nicht immer ein Vorteil ist – genau darum geht es in dieser Folge.

Hör rein, probier es aus – und wenn du Lust hast, lass mich wissen, welche Erfahrungen du dabei gemacht hast. Ich bin gespannt!

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Viel Spaß beim Hören! Dein David & Martin

Martin Aigner: Twitter: @aigner_martin LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/martin-aigner-865064193

David Symhoven: LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/david-symhoven-2a04021a5/ Buch: http://www.amazon.de/dp/398267431X

======================================= Vorlesung: https://open.spotify.com/show/26FuhdEKCDU622NExivLMR?si=203a4f11dd1b4d23

Folge 169 https://open.spotify.com/episode/6BFezvtAKGy3Tdj83kjtRX?si=92941a8fa106442e

Studie https://www.jstor.org/stable/2950991

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Transkript anzeigen

Gruppen und insbesondere Teams (also Gruppen mit wechselseitiger Abhängigkeit zur Lösung eines Problems) sind äußerst interessante soziale Gebilde. Wenn du diesen Podcast hörst, wirst du bereits gemerkt haben, dass uns diese Themen einfach brennend interessieren.

Da ich mich in den Beratungsmandaten immer wieder in neuen Teams zurechtfinden muss, kommt bei mir immer wieder die Frage auf: Was kann ich eigentlich von meinen Kollegen erwarten? Handeln die rational oder emotional? Wie viel Rationalität kann ich vorausetzen? Nicht um zu werten, denn es braucht zweifelsohne beides.

Was wäre also, wenn man spielerisch herausfinden können, wie stark die Rationalität in einem Team ausgeprägt ist?

Vlt. fragst du dich was mögliche Abstufungen von Rationalität bedeuten soll - und das wird gleich klar.

Und ja, es gibt so ein Spiel. Ich habe es im Rahmen einer Spieltheorie-Vorlesung mitbekommen und auf den Teamkontext übertragen. Den Link zur Vorlesung findest du in den Shownotes.

Das Spiel geht so. Hör gut zu und mach gerne mit:

Du brauchst einen Zettel, einen Stift und einen Sammelbehälter für die Zettel.

Jeder im Team bekommt einen Zettel, den die anderen nicht einsehen können und einen Stift.

Anweisung: Jeder schreibt für sich eine Zahl zwischen 1-100 auf den Zettel. Gewonnen hat der/diejenige, der am nächsten an 2/3 des Durchschnitts der Gruppe liegt. Der Gewinn ist 10€ abzgl. der Abweichung vom 2/3 Durchschnitt.

Faltet den Zettel und schmeißt die Zettel dann in den Behälter. Du als Moderator:in zählst alle Zahlen zusammen und bildest den 2/3 Durchschnitt.

Pausiere an dieser Stelle, denke darüber nach und überlege dir, was du tun würdest.

Um die Folge nicht zu lang werden zu lassen, verwiese ich auf die Folge 169, die ich über erfolgreiche Kooperationsstrategien gedreht habe. Dort gibt es viele Beispiele und spieltheoretische Überlegungen.

Um das Spiel zu analysieren, gebe ich dir nun 3 spieltheoretische Prinzipien mit an die Hand, die sich als hilfreich erweisen:

Never play a strictly dominated strategy

Put yourself in others shoes

Rational behavior can lead to bad outcomes

Beginnen wir bei einem Extrem: Alle spielen 100. Dann wäre der Durchschnitt 2/3 davon, also 66. D.h. alle Zahlen größer als 66 sind irrational. (A strictly dominated strategy)

Wenn aber alle 66 spielen, dann wäre der Durchschnitt 2/3 davon, also 44. (put yourself in other shoes). Wieder wäre alles über 44 eine schlechte Entscheidung, weil alle Strategien kleiner 44 gewinnen würden.

Du siehst wohin das führt …

44*2/3 = 29,333

29*2/3 = 19,333

19*2/3=12

Usw…

Was uns zu Schritt 3 bringt: Rational behaviour can lead to bad outcomes. Volle Rationalität ist nicht vorauszusetzen und ehrlicherweise auch nicht empfehlenswert.

ABER der Durchschnitt der Gruppe ist ein guter Indikator für die Tiefe der Rationalität - oder anders ausgedrückt, wie sehr die Gruppe von sich und von anderen Rationalität voraussetzt.

Für Schritt 1 muss ich nur meine Rationalität voraussetzen. (Alle spielen 100, nur ich spiele 66)

Für Schritt 2 setze ich voraus, dass ich rational denke und alle anderen das auch tun (alles über 66 macht keinen Sinn)

Für Schritt 3 setze ich voraus, dass ich rational denke, dass alle anderen rational denken und dass die anderen von den jeweils anderen denken, dass sie rational denken. (Alles über 44 macht keinen Sinn)

ChatGPT gefragt und hier ist seine Begründung.

Probiere es auch und lass es mich wissen. Ich würde mich sehr freuen und bin neugierig, welche Erfahrungen ihr damit macht.

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